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Wassermana­gement

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Weltweit herrscht zunehmend Wasserknappheit. Da auch unser Unternehmen auf Wasser angewiesen ist, ist nachhaltiges Wassermanagement ein wichtiger Teil unseres betrieblichen Umweltschutzes. Unsere Abwässer können zudem Spurenstoffe enthalten, beispielsweise Rückstände pharmazeutischer Wirkstoffe. Wir wollen unsere Maßnahmen zum Gewässerschutz fortlaufend verbessern. Dazu gehört auch, unsere Praktiken an die zunehmend strengeren rechtlichen Anforderungen anzupassen.

Unser Ansatz für ein nachhaltiges Wassermanagement

Nachhaltige Wasserwirtschaft bedeutet für uns, die Gewässer, aus denen wir Frischwasser beziehen oder in die wir gereinigte Abwässer einleiten, nicht negativ zu beeinflussen. Wasserknappheit haben wir im Blick: Um zu erkennen, ob ein Standort in einem Wasserstressgebiet liegt, wenden wir einen Risikofaktor des Aqueduct Water Risk Atlas des World Resources Institute (WRI) an. Wir möchten den Umwelteinfluss unserer Abwässer verringern und unsere Prozesse wassereffizienter gestalten. Mittelfristig werden wir auch wasserbezogene Risiken berücksichtigen, die es in unserer Lieferkette beim Einkauf wichtiger Rohstoffe gibt. Langfristig möchten wir Wasserverbräuche und Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte transparent abbilden.

Zu diesem Zweck haben wir zwei Ziele definiert: Erstens wollen wir unseren Merck Water Intensity Score bis 2025 um 10 % im Vergleich zu 2020 senken. Unser zweites Ziel ist es, bis 2030 potenziell schädliche Rückstände in unserem Abwasser unter die Unbedenklichkeitsschwelle zu senken.

Die Prüfung des standortbezogenen Wassermanagements ist Teil unserer EHS-Audits, die wir regelmäßig an unseren Produktions- und Entwicklungsstandorten durchführen. Produktionsstandorte stehen stärker im Fokus unseres Wassermanagements als Verwaltungsstandorte, da von der Produktion grundsätzlich eine höhere Gefährdung für Gewässer ausgeht.

Rollen und Verantwortlichkeiten

Die Verantwortung für das Wassermanagement trägt die Konzernfunktion Corporate Sustainability, Quality and Trade Compliance (SQ). An unseren Standorten ergreifen Ingenieure in enger Abstimmung mit dem EHS-Management Maßnahmen, um den Wasserbedarf zu senken und das Abwasser zu reinigen. Weitere Informationen finden sich im Kapitel Betrieblicher Umweltschutz.

Wozu wir uns verpflichten: Standards und Verfahren

Unsere konzernweiten Standards Sustainable Water Management Part 1 – Wastewater, Sustainable Water Management Part 2 – Water Use und Sustainable Water Management Part 3 – Water Risk Management beschreiben, wie wir Mechanismen eines nachhaltigen Wassermanagements in unser Managementsystem integrieren. Alle drei Standards basieren auf den Verpflichtungen der Initiative Responsible Care®, an der wir teilnehmen. Gleichzeitig bilden unsere Grundsätze nachhaltigen Wassermanagements den Rahmen für die drei zuvor genannten Regelwerke.

Der Standard Wastewater gibt die Kriterien vor, anhand derer wir unsere Abwassereinleitungen in die Umwelt bewerten; auch dient er dazu, unser Ziel zu Spurenstoffen im Abwasser an unseren Standorten zu erreichen. Der Standard Water Use enthält konzernweit verpflichtende Vorgaben für den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser. Der Standard Water Risk Management legt fest, wie wir Risiken steuern, die sich aus direkter oder indirekter Wasserentnahme ergeben. Auch Risiken wie kontaminiertes Regenwasser oder Überflutungen deckt dieser Standard ab. Mit unseren internen EHS-Audits kontrollieren wir, ob unsere Standorte die drei Standards einhalten. Sie alle sind verpflichtet, die Risiken und Auswirkungen der Schadstoffe in ihren Abwässern zu ermitteln und zu bewerten. Außerdem müssen sie Entnahme- und Regenwasserrisiken analysieren und die jeweiligen Vorgaben der örtlichen Behörden einhalten.

Wasser aus eigenen Quellen

Wasser, das wir für unsere Produktionsprozesse nutzen, entnehmen wir größtenteils aus eigenen Brunnen. Unser Trinkwasser beziehen wir von örtlichen Versorgern. Dabei wollen wir verhindern, dass Schutzgebiete, sensible Ökosysteme und Lebensräume beeinträchtigt werden. Unser Anspruch ist es, weniger Wasser aus unseren eigenen Brunnen zu entnehmen, als uns gemäß den erteilten Genehmigungen zusteht. Gleichzeitig behalten wir Entwicklungen im Blick und beobachten, ob Quellen zukünftig anders eingestuft werden.

Gesamtwasserbezug (in Mio. Kubikmeter) – 2022

Gesamtwasserbezug (in Mio. Kubikmeter) – 2022

Gesamtwasserbezug (in Mio. Kubikmeter) – 2022 (Grafik)

Das Kühlwasser für unsere Produktionsprozesse führen wir größtenteils im Kreislauf. Je nach gesetzlichen Vorgaben und je nach Energiebilanz kühlen wir aber auch mit Frischwasser im Durchlauf, jedoch nur in Regionen mit hoher Verfügbarkeit von Frischwasser. In ausgesuchten Anwendungen bereiten wir die Produktionsabwässer auf und verwenden sie erneut. Insgesamt verwerten wir im Berichtsjahr 20,7 Mio. Kubikmeter Wasser wieder (2021: 23,5 Mio. Kubikmeter).

Wasser effizienter nutzen

Wir wollen unseren Einfluss auf die Wassersituation rund um unsere Standorte minimieren. 2022 lag unser Gesamtwasserbezug bei 13,2 Mio. Kubikmetern (2021: 13,5 Mio. Kubikmeter). Ob an einem Standort eine ausreichende Wasserversorgung vorhanden ist, hängt von den lokalen Gegebenheiten ab. Allen voran berücksichtigen wir Standorte in Gebieten mit Wasserknappheit bei unseren Sparmaßnahmen. Um unsere Wassereffizienz zu verbessern, definierten wir deshalb einen Intensitätswert – den Merck Water Intensity Score. Er setzt die entweder eingekaufte oder aus unseren eigenen Brunnen bezogene Wassermenge eines Standorts – unter Berücksichtigung der dortigen Verfügbarkeit von Wasser – ins Verhältnis zu den geleisteten Arbeitsstunden. Ausgenommen aus dem Intensitätswert und den Wassersparmaßnahmen ist der Standort in Gernsheim (Deutschland), da wir dort – zur Erfüllung behördlicher Auflagen – eine Mindestwassermenge aus den eigenen Brunnen fördern müssen. Im Berichtsjahr senkten wir den Merck Water Intensity Score um 8,6 % gegenüber dem Basisjahr 2020 (Zielwert 2025: Reduktion um 10 %).

An unserem Standort in Rio de Janeiro senkten wir erfolgreich den Wasserverbrauch: Wir ließen die Abwasseraufbereitungsanlage vor Ort modernisieren und schufen Möglichkeiten, um das gereinigte Abwasser in den Kühltürmen erneut zu verwenden. Zwei Jahre nach der Einführung beträgt die jährliche wiederverwendete Wassermenge durchschnittlich etwa 20.000 Kubikmeter; zusammen mit weiteren Wassersparmaßnahmen entnahmen wir so 33 % weniger Wasser als 2020. Ein weiteres Beispiel ist unser Standort Mollet (Spanien), wo wir Wasserwäscher durch Trockenentstauber ersetzten. Dadurch sparten wir 2021 und 2022 geschätzt 12.400 Kubikmeter Wasser jährlich ein.

Unsere Abwässer

2022 fielen bei uns insgesamt 12,4 Mio. Kubikmeter Abwasser an (2021: 13,3 Mio. Kubikmeter). Davon waren 8,6 Mio. Kubikmeter Süßwasser, das wir in Oberflächengewässer einleiteten. 3,8 Mio. Kubikmeter entfiel auf anderes Wasser, das wir durch externe Kläranlagen aufbereiten oder umweltschonend entsorgen ließen. Wir ergreifen umfassende Maßnahmen, die sicherstellen sollen, dass unser Unternehmen bei der Direkteinleitung in Gewässer weltweit die jeweiligen gesetzlichen Vorgaben einhält. Bevor wir einen Einleitbescheid erhalten, prüfen die lokalen Behörden das Gewässerprofil vor Ort. So stellen sie sicher, dass unsere Aktivitäten das Gewässer nicht beeinträchtigen. 54 % der gesamten Abwassereinleitungen fallen an drei unserer Standorte an. Der Standort Gernsheim (Deutschland) leitet seine geklärten Abwässer in den Rhein und Onahama (Japan) in den Pazifischen Ozean. Am Standort Darmstadt (Deutschland) anfallendes Abwasser bereiten wir in unseren eigenen Anlagen auf; es gelangt über den Oberflächenwasserkörper Schwarzbach/Ried in den Rhein. Die von uns eingeleitete Menge an behandeltem Abwasser entspricht 2,7 % der jährlichen Wassermenge des Oberflächenwasserkörpers Schwarzbach/Ried. Dabei orientieren wir uns an den derzeitigen gesetzlichen Vorgaben. Wir bereiten uns darauf vor, dass die gesetzlichen Anforderungen für die Einleitung von behandeltem Abwasser strenger werden.

In Darmstadt bauen wir die zentrale Abwasserbehandlungsanlage aus und erweitern sie um eine vierte Reinigungsstufe. Ihre derzeitige Reinigungsleistung von bis zu 98 % (2021: 98 %) soll mithilfe von Aktivkohlefiltern zukünftig sogar noch erhöht werden. Wir planen, die verbesserte Anlage Ende 2023 in Betrieb zu nehmen.

Rückstände in Abwässern

Wir arbeiten fortlaufend daran, unsere Produktions- und Reinigungsprozesse zu optimieren, um Wasser einzusparen und Rückstände zu minimieren. Für jeden unserer Unternehmensbereiche ist ein Experte benannt, der die Standorte dabei unterstützt. Neben dem Ziel, Rückstände pharmazeutischer Wirkstoffe im Abwasser zu senken, erweiterten wir 2022 unsere Maßnahmen auf alle Stoffe mit wassergefährlichen Eigenschaften. Alle entsprechenden Standorte verfügen über Abwasseraufbereitungsanlagen und untersuchen ihr Abwasser regelmäßig auf Schadstoffe.

In geringen Mengen verarbeiten wir auch Antibiotikawirkstoffe. Um negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu vermeiden, unterziehen wir die Abwässer aus solchen Prozessen einem zusätzlichen Reinigungsverfahren. Erst dann leiten wir sie in die Umwelt ein. So minimieren wir verbleibende Antibiotikarückstände.

Wir halten uns bei der Abwassereinleitung streng an behördliche Regelungen. Obwohl wir die geltenden Vorgaben erfüllen, gelangen dennoch geringe Mengen sogenannter Spurenstoffe in die Umwelt. Mit unserer Zielsetzung gehen wir deshalb über die gesetzlichen Anforderungen hinaus: Bis 2030 wollen wir potenziell schädliche Emissionsrückstände in unseren Abwässern unter die Unbedenklichkeitsschwelle senken. Dies wollen wir in mehreren Projektschritten erreichen. Den ersten – die betroffenen Standorte zu identifizieren – schlossen wir 2022 ab. Danach führen wir eine Risikoabschätzung für die relevanten Stoffe durch, bewerten wie stark die Abweichung zur Unbedenklichkeitsschwelle ist und implementieren Verbesserungsmaßnahmen.

Bewertung unseres Wassermanagements

Neben unseren Klimaschutzmaßnahmen berichten wir auch zum Thema Wasser an die Organisation CDP. Die Initiative erfragt einmal jährlich die Umweltdaten von Unternehmen und bewertet deren Prozesse und Leistungen auf einer Skala von A bis D-. 2022 erhielten wir für unser Wassermanagement ein „B“ (2021: A-).

Anderes Wasser
Wasser mit mehr als 1.000 mg gelösten Feststoffen pro Liter.
EHS
Environment, Health and Safety: Die Abkürzung beschreibt Umweltmanagement, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit in Betrieben.
SQ
SQ steht für unsere Konzernfunktion Corporate Sustainability, Quality and Trade Compiliance.
Spurenstoffe
Spurenstoffe bezeichnen im Wasser gelöste Stoffe, die auch als Mikroverunreinigungen oder Mikroschadstoffe bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um synthetische Substanzen, die in Konzentrationen von Nano- bis zu einigen Mikrogramm pro Liter Wasser vorkommen.
Unbenklichkeitsschwelle
Die Unbedenklichkeitsschwelle bestimmt die Konzentration eines bestimmten Stoffes im Wasser, unterhalb derer keine nachteiligen Auswirkungen auf Wasserorganismen zu erwarten sind. Die entsprechenden Werte basieren auf ökotoxikologischen Studien nach anerkannten wissenschaftlichen Standards

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