Wir wollen Lösungen entwickeln, die sich positiv auf Mensch und Umwelt auswirken. Um die drängendsten Probleme von heute und morgen zu bewältigen, treiben wir technologische und wissenschaftliche Innovationen voran. Dazu wollen wir Neues entdecken, um komplette Branchen grundlegend zu verändern. In all unseren Märkten verlangen verschiedene Kundengruppen, kapitalgebende Unternehmen und Institutionen sowie Aufsichtsbehörden verstärkt nach nachhaltigen Produktlösungen.
Unser Ansatz für die Entwicklung nachhaltiger Innovationen und Technologien
Wir streben nach nachhaltigen Innovationen und bringen diese voran. Entsprechende Investitionen werden auf die drei Ziele unserer Nachhaltigkeitsstrategie abgestimmt. Nachhaltige Innovation bedeutet für uns: Neue oder verbesserte Produkte, Dienstleistungen, Technologien oder Prozesse zu schaffen, die wirtschaftlichen Nutzen bringen und sich positiv auf Umwelt und Gesellschaft auswirken. Deshalb entwickeln wir langfristige Lösungen für unsere Innovations- und Forschungsaktivitäten, die die komplette Wertschöpfungskette umfassen. Wir bewerten die Auswirkungen unserer Produkte über den gesamten Lebenszyklus hinweg.
Heute tragen unsere Arzneimittel sowie unsere biologischen und chemischen Innovationen – geprägt von den neuesten Technologien – zum menschlichen Fortschritt und zur weltweiten Gesundheit bei. Wir wollen die Art und Weise, wie wir unsere Fortschritte messen, kontinuierlich verbessern. Dazu führen wir in den Produktentwicklungsprozessen unserer drei Unternehmensbereiche nachhaltigkeitsbezogene Kriterien ein, die wir bedarfsweise anpassen.
2022 setzten wir unsere Kooperation mit der Patent-Informationsplattform LexisNexis® PatentSight® fort. Dabei entwickelten wir ein System, um die Nachhaltigkeitsauswirkungen unseres geistigen Eigentums zu bewerten. Für das Jahr 2022 analysierten wir erstmalig unseren Bestand. Dabei stellten wir fest, dass 27% unserer im Berichtsjahr ausgestellten Patentfamilien gemäß LexisNexis® PatentSight® eine positive Nachhaltigkeitswirkung haben.
Wir wollen bahnbrechende Lösungen entwickeln, die sich positiv auf die Gesellschaft auswirken und das organische Wachstum unseres Unternehmens fördern. Dazu befassen wir uns mit transformativen Technologien, die über unsere Kernprodukte und -märkte hinausreichen. Gleichzeitig wahren wir die strategische Nähe zu unseren Unternehmensbereichen, um unsere bestehenden Produkte und Ressourcen bestmöglich zu nutzen. Wir entwickeln innovative (digitale) Geschäftsmodelle, um einen Mehrwert für unser Unternehmen und unsere Anspruchsgruppen zu schaffen.
Um bahnbrechende Technologien voranzutreiben, setzen wir auf interne Inkubation, externe Partnerschaften oder strategische Investitionen sowie auf die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Außerdem fördern wir den laufenden offenen Innovationsaustausch aller Beteiligten.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Die Organisation unserer Forschung und Entwicklung (F&E) spiegelt die Gesamtstruktur unseres Konzerns mit seinen drei Unternehmensbereichen wider. Jeder Bereich betreibt eine unabhängige Forschungs- und Entwicklungseinheit, die jeweils eigene Innovationsstrategien verfolgt. Die Einheit Group Corporate Sustainability unterstützt unsere Unternehmensbereiche und Konzernfunktionen dabei, Nachhaltigkeit in unseren F&E- und Innovationsprozessen voranzutreiben. Wir entwickelten eine eigene Methode, um einen konzernweiten Überblick über den potenziellen Beitrag unseres F&E-Portfolios zu nachhaltigen Lösungen zu erhalten. Diese Methode nutzen wir seit Dezember 2022.
Das Group Science & Technology Office verantwortet die Umsetzung unserer kombinierten Strategie für Innovation sowie Daten und Digitalisierung. Es fördert Innovationen in unseren Unternehmensbereichen und nutzt dazu Daten und digitales Know-how. Ziel des Group Science & Technology Office ist es, transformative, strategisch relevante Technologietrends zu erkennen und in unsere Unternehmensbereiche zu integrieren. Gleichzeitig behält es die Technologie-Roadmap und das Innovationsportfolio für den gesamten Konzern im Blick. Indem wir Daten und Digitalisierung nutzen, beschleunigen wir nachhaltige Innovationen und ermöglichen schnelles Handeln sowie personalisierte Angebote. Um die Inkubation von Innovationsprojekten kümmern sich entweder unsere Innovationsteams auf Gruppenebene oder die einzelnen Unternehmensbereiche.
Unser Wagniskapitalfonds M Ventures beteiligt sich vorrangig an Unternehmen mit nachhaltigen Innovationen. Der Fonds hat die Aufgabe, sich auf innovative Technologien und Produkte mit potenziell signifikanten Auswirkungen auf unsere zentralen Geschäftsfelder zu konzentrieren. Darüber hinaus liegt einer seiner Schwerpunkte auf Investitionen in zwei strategisch wichtigen Bereichen: digitale Technologie und Nachhaltigkeit.
Die nachhaltige Anlagestrategie von M Ventures basiert auf zwei grundlegenden Ansätzen. Zum einen investiert der Fonds in nachhaltige Lösungen, die für unsere drei Unternehmensbereiche relevant sind. Sie umfassen beispielsweise neuartige Wege zur Emissions- und Abfallsenkung, grüne Life-Science-Technologien und ökologische Elektroniktechnologien. Diese können energie- und ressourceneffizienter sein oder Produkte hervorbringen, die kreislauffähig sind oder einen geringeren CO2-Fußabdruck aufweisen. Viele dieser Technologien befinden sich noch im Anfangsstadium. M Ventures arbeitet daher mit SEMI.org und führenden Wagniskapitalfonds anderer Unternehmen zusammen, um die Einführung innovativer, potenziell nachhaltiger Halbleiterlösungen zu beschleunigen.
Zum anderen werden durch Investitionen des Fonds unsere Kernkompetenzen wirksam genutzt, um nachhaltige Entwicklungen in anderen Märkten voranzutreiben. Wir unterstützen beispielsweise Start-ups für nachhaltige Lebensmittel, für Biomaterialien oder für die Abscheidung und Verwendung von CO2.
Wozu wir uns verpflichten: zirkuläre Wirtschaft vorantreiben
Bei unseren F&E-Prozessen arbeiten wir darauf hin, Kriterien für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft kontinuierlich zu verbessern und zu integrieren. Ziel ist es, die Nachhaltigkeitsperformance unserer Produkte und unseres Portfolios zu bewerten. Der Unternehmensbereich Life Science entwickelte beispielsweise den internen Bewertungsprozess für Nachhaltigkeit Design for Sustainability (DfS) sowie das DOZN™-Tool, um nachhaltigere Produkte für unsere Kundenunternehmen zu gestalten. 2022 führten wir ein maßgeschneidertes DfS-Konzept bei unseren beiden anderen Unternehmensbereichen ein und integrierten ein übergreifendes Unternehmens-Dashboard. 2023 wollen wir unser F&E-Portfolio genau analysieren und die Erkenntnisse daraus zur Steuerung künftiger F&E-Aktivitäten nutzen. Um den Fortschritt zu verfolgen, haben wir eine Messgröße definiert.
Darüber hinaus führte der Unternehmensbereich Electronics eine webbasierte Anwendung ein, die Prozess- und Reaktionsdaten automatisch aus Forschungs-, Entwicklungs- und Produktionsdatenbanken herauszieht. Sie soll die Berechnung und Bewertung des CO2-Fußabdrucks unserer Tätigkeiten ermöglichen. So können wir nachhaltige Entscheidungen treffen, um den Ressourcenverbrauch sowie direkte und indirekte CO2-Emissionen aus chemischen Prozessen zu reduzieren. Die Anwendung ist seit September 2022 aktiv.
Außerdem verfügen wir für unsere Strategie zur Förderung der Kreislaufwirtschaft über spezielle Unternehmensressourcen. So treiben wir mehrere Pilotprojekte und Initiativen für die Kreislaufwirtschaft innerhalb des Unternehmens voran.
Weitere Informationen zu nachhaltigem Produktdesign finden Sie im Kapitel Nachhaltige Produkte & Verpackungen.
Lebensmittel von morgen erschaffen: kultiviertes Fleisch
Unser Innovationsfeld Cultured Meat – kultiviertes Fleisch – konzentriert sich auf jene biotechnologischen Lösungen, mit denen echtes Fleisch aus Zellkulturen erzeugt wird. Durch entsprechende Forschungsprojekte und kommerzielle Aktivitäten soll tierisches Protein produziert werden, das gesünder, ethisch unbedenklicher und umweltverträglicher ist. Als technologischer Wegbereiter setzen wir unser umfangreiches Know-how im Bereich Life Science ein. Wir wollen unsere Vision verwirklichen, zweckmäßige Bioprozessprodukte und -dienstleistungen für die Herstellung von kultiviertem Fleisch anzubieten. Hierfür pflegen wir enge Beziehungen und Partnerschaften mit Start-ups, wissenschaftlichen Einrichtungen und führenden Organisationen. Außerdem arbeiten wir an Innovationsprojekten, die sich mit konkreten technischen Herausforderungen befassen. Dazu zählen Zellkulturmedien und Bioreaktor-Designs, die kostengünstig und für diesen aufstrebenden Bereich geeignet sind.
Um zellbasiertes Fleisch in industriellem Maßstab zu erzeugen, sind kostengünstige Nährmedien nötig; gleichzeitig müssen sie das Wachstum bestimmter Zellen effektiv unterstützen und frei von tierischem Material wie fötalem Rinderserum sein. Mit unserem Leuchtturmprojekt MeatDia wollen wir eine Lieferkette für lebensmitteltaugliche Rohstoffe schaffen. Durch Leistungstests in Forschungslaboren und Prüfungen in einer unserer Produktionsstätten sollen die erforderlichen Formulierungen von Nährmedien erarbeitet werden. Zudem haben wir Partnerschaften mit Start-ups aufgebaut, die modellhafte Produktionsanlagen entwickeln. Wir liefern Zellkulturmedien in Form von Trockenpulver an andere Unternehmen, die die ersten kultivierten Fleischprodukte auf den Markt bringen.
Damit strukturierte Fleischstücke anstelle von weniger hochwertigem Hackfleisch effizient produziert werden können, braucht es Bioreaktor-Designs – eine weitere technische Herausforderung. Unser Leuchtturmprojekt CraftRidge entwickelt ein Bioreaktorsystem für essbare Hohlfasern, mit dem ganze Fleischstücke kostengünstig hergestellt werden können. Gleichzeitig kooperieren wir mit zwei führenden Forschungslaboren. Zusammen mit einem Team der Tufts University in Massachusetts (USA) wollen wir die Produktion von kultiviertem Muskelfleisch mithilfe von Textile Bioengineering ermöglichen. Außerdem arbeiten wir mit Wissenschaftlern der Technischen Universität (TU) Darmstadt daran, komplexe Fleischstrukturen mithilfe industrieller Schnelldrucktechnologie herzustellen.
Zum Portfolio von M Ventures gehört zum einen Mosa Meat, ein führender Erzeuger von kultiviertem Fleisch, und zum anderen Formo. Dieses Unternehmen produziert verschiedene Käsesorten mithilfe der Synthese rekombinanter Proteine und ohne tierische Ausgangsstoffe.
Erfolgreiche strategische Partnerschaft
Schon lange setzen wir auf Partnerschaften mit akademischen Forschungsinstitutionen, um nachhaltige Lösungen für drängende Probleme zu finden. Im Rahmen des 2021 gegründeten Sustainability Hub arbeiteten wir weiterhin strategisch mit der TU Darmstadt in multidisziplinären Projekten der Grundlagenforschung zusammen. Die Projekte befassen sich mit wesentlichen Herausforderungen in den Bereichen Lebenszyklusmodellierung, 3D-Lebergewebemodelle, biologischer Abbau von Kunststoffen und Simulation neuromorpher Computerarchitekturen. Die laufenden Forschungsarbeiten verbessern unser Verständnis für die nachhaltigkeitsbezogene Bewertung von Produkten, die toxikologische Prüfung von Arzneimitteln, zirkuläre Materialflüsse und energieeffiziente Computerarchitektur.
Visionäre Forschung fördern
2022 würdigte der Future Insight Prize Erfolge im Bereich der Energietechnologie, die dabei helfen, die Folgen des Klimawandels umzukehren. Verliehen wurde der mit 1 Mio. € dotierte Preis an Professor Tobias Erb, Direktor am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg. Mithilfe der synthetischen Biologie entdeckt und kombiniert sein Forschungsteam Biokatalysatoren, um Kohlendioxid (CO2) effizienter zu binden. Diese naturnahen Lösungen ermöglichen die Umwandlung von CO2 in wertvolle chemische Produkte, die anschließend als Ausgangsmaterial für Kraftstoffe genutzt werden können.
Auch 2022 boten wir nachhaltigkeitsbezogene Forschungszuschüsse an, um innovative wissenschaftliche Aktivitäten zu unterstützen. Wir vergaben zwei Forschungsstipendien: zum Thema Nachhaltigkeit in der gesundheitsbezogenen Forschung und Entwicklung sowie für Innovationen im Bereich grüne Chemie. Uns erreichten Bewerbungen für mehr als 200 Forschungsvorhaben weltweit. Ausgewählte Projekte erhalten im Jahr 2023 von uns finanzielle Förderung.
Zudem schlossen wir eine Kooperationsvereinbarung mit der Esy-Labs GmbH ab, die 2021 einen unserer Forschungszuschüsse erhielt. Neben der Forschungsfinanzierung legten wir den Grundstein für eine langfristige Zusammenarbeit: Wir stellen dem Unternehmen in unserem GreenTech Park FLUXUM in Gernsheim ein Laborgebäude zur Verfügung.