Die Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel betrugen 2021 in den OECD-Ländern zwischen 6 und 32 % der Gesamtausgaben im Gesundheitswesen. Dank der Fortschritte bei der Erforschung und Entwicklung innovativer Medikamente verändert sich das: Chronische Erkrankungen – die größten Kostentreiber – können effektiver und kostengünstiger behandelt werden.
Unser Ansatz zur Preisgestaltung von Arzneimitteln
Wir wollen sicherstellen, dass alle Patientengruppen die wirksamsten Arzneimittel für ihre jeweilige Erkrankung erhalten. Deshalb arbeiten wir daran, dass die Kosten für diese Arzneimittel keine Hürde für den Behandlungszugang darstellen. Unsere Preise orientieren sich somit an der Zahlungsfähigkeit der Menschen – geografisch und sozioökonomisch.
Wir stehen für eine gerechte, flexible und nachhaltige Preisgestaltung – sowohl auf Länderebene als auch länderübergreifend. Dementsprechend passen wir unsere Preise an lokale Marktgegebenheiten an: beispielsweise an den ungedeckten medizinischen Bedarf, an die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems, an die Infrastruktur oder an sozioökonomische Aspekte. Dieser Ansatz erfordert, dass wir eng mit Regierungen und anderen Stakeholdergruppen zusammenarbeiten. Darüber hinaus beobachten wir kontinuierlich, wie sich Gesundheitssysteme und -märkte, Preisbildungs- und Erstattungssysteme sowie gesetzliche und behördliche Leit- und Richtlinien ändern. Bei Bedarf passen wir unsere Preise entsprechend an.
Jährlich führen wir Analysen durch, um Preisschwellen zu überprüfen. So geben wir unseren Tochterunternehmen vor Ort eine Orientierungshilfe für die lokale Preisbildung im kommenden Jahr. Dieses einheitliche und datenbasierte Vorgehen soll sicherstellen, dass unsere Preise den verschiedenen Patientengruppen einen besseren Zugang zu unseren Medikamenten ermöglichen. Mit einer gerechten Nutzen- und Marktzugangsstrategie sorgen wir auch dafür, dass unsere Produkte in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen bezahlbar bleiben. Hierfür nehmen wir an staatlichen Ausschreibungen teil, setzen auf flexible Preisgestaltung, etablieren hochwertige Niedrigpreis-Zweitmarken oder Markengenerika und bieten unsere Produkte innerhalb von Patient-Access-Programmen an.
Darüber hinaus fördern wir innovative Erstattungsvereinbarungen mit Risikoteilung. Des Weiteren wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die Dateneffizienz in Gesundheitssystemen zu verbessern: So soll eine optimale Verteilung der finanziellen Mittel und Ressourcen sichergestellt werden.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Unsere Einheit Global Market Access and Pricing legt die Markteinführungspreise fest. Dabei stimmt sie sich mit den jeweiligen Geschäftseinheiten ab. Die Einheit berichtet direkt an ein Mitglied unseres Healthcare Executive Committee. Daneben bewertet sie unser Arzneimittelportfolio systematisch und führt entsprechende Initiativen für einen gleichberechtigten Marktzugang zur Gesundheitsversorgung ein. Unsere lokalen Tochterunternehmen verantworten das jeweilige Preismanagement und passen die Preise an die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort an. Das geschieht im Einklang mit unserer Preispolitik und dem festgelegten Prozess zur Genehmigung von Preisen.
Wozu wir uns verpflichten: Leitlinien und Grundsätze zu Arzneimittelpreisen
Gesundheitslösungen müssen bezahlbar sein: Das ist unser Versprechen gegenüber den Patienten. Bei der Preisgestaltung der Arzneimittel richten wir uns nach den Vorgaben unserer übergeordneten Access to Health Charta; Details regelt eine interne Richtlinie. Mit unserer Patient Access Programs Policy definieren wir zudem Standards, um Arzneimittel zu bezahlbaren Preisen anzubieten.
Wertorientierte Vertragsmodelle
Wir setzen uns dafür ein, eine wertorientierte Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Das bedeutet vor allem, dass unsere Preis- und Vertragsgestaltung alle örtlichen gesetzlichen Vorgaben berücksichtigt. Gemeinsam mit Kostenträgern – etwa Krankenversicherungen und Krankenkassen – haben wir verschiedene produkt- und marktspezifische Kostenerstattungs- und Vertragsmodelle entwickelt. Sie tragen dazu bei, verschiedenen Patientengruppen einen schnellen Zugang zu unseren Innovationen zu ermöglichen.
Im Berichtsjahr trafen wir in Deutschland und Irland innovative Vereinbarungen mit Risikoteilung. Dadurch erhalten Menschen mit Multipler Sklerose unverzüglich Zugang zu unserem Medikament Mavenclad®. Dieses wertorientierte Vertragsmodell für Mavenclad® führten wir auch in vier weiteren Ländern ein – in Europa, Lateinamerika und im Nahen Osten. Derzeit prüfen wir außerdem die Einführung in zusätzlichen Ländern. Darüber hinaus veranstalteten wir ein Gesprächsforum mit Kostenträgern in Argentinien, Brasilien, Deutschland, Italien, Kolumbien und Spanien und erörterten dort die aktuelle und zukünftige Entwicklung des wertorientierten Vertragsmodells für Mavenclad®.
Gerechte Marktzugangsmodelle für einkommensschwache Patienten
Wir arbeiten eng mit Regierungen und anderen Stakeholdern zusammen, um neuartige, differenzierte Modelle für die Preisgestaltung von Medikamenten zu entwickeln. In bestimmten Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und im Nahen Osten vertreiben wir so unsere Produkte zu bezahlbaren Preisen.
Strategische Ausschreibungen
Unsere pharmazeutische Tender Excellence Initiative bietet einen Rahmen für strategische Ausschreibungen. Sie umfasst ein webbasiertes System, mit dessen Hilfe die Teams vor Ort die Qualität und Agilität ihrer Entscheidungen erhöhen, Ergebnisse optimieren und die Zusammenarbeit verbessern können. Wir beteiligen uns regelmäßig an staatlichen Ausschreibungen für Produkte, mit denen öffentliche Krankenhäuser einkommensschwache Patienten versorgen. Viele dieser Ausschreibungen finden in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen statt.
Hochwertige Niedrigpreis-Zweitmarken
Für einige unserer bestehenden Markenprodukte etablierten wir sogenannte Niedrigpreis-Zweitmarken – hauptsächlich in Ländern mit einem großen Anteil an Menschen mit sehr geringem Einkommen. So sind beispielsweise in Brasilien, Chile, Polen und Südafrika günstigere, hochwertige Zweitmarken für den Betablocker Bisoprolol (Concor®) erhältlich.
Patient-Access-Programme
Dank Patient-Access-Programmen können wir bestimmte Produkte in einigen Ländern zu bezahlbaren Preisen anbieten. In Indien gibt es beispielsweise ein Programm für unser Krebsmedikament Erbitux®, durch das Menschen mit geringem Einkommen finanzielle Unterstützung für ihre Behandlung erhalten – gemäß den entsprechenden lokalen gesetzlichen Vorgaben. Seit der Einführung des Programms im Jahr 2017 erhielten dort mehr als 5.000 Patienten entsprechende Unterstützung. Allein im Jahr 2022 profitierten mehr als 1.500 Menschen von dem Programm.
In Mexiko arbeiten wir mit landesweiten Apothekenketten zusammen – und führten das auch 2022 fort. Dabei unterstützen wir die Menschen bei der Adhärenz (Therapietreue), bieten ihnen reduzierte Preise für Blutuntersuchungen an und informieren zu Prädiabetes, Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleibigkeit. Um die Adhärenz zu verbessern, bieten wir in Mittelamerika (Costa Rica, Dominikanische Republik, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama) ein digitales Treueprogramm für Patienten mit den genannten Krankheiten an. Zur Stärkung der Gesundheitssysteme und zur Aufklärung der Patienten in China sponserten wir im Jahr 2022 das sogenannte Hypertension Center Program. Dieses wird von der China Cardiovascular Association organisiert. Das Programm soll mehr Bewusstsein für die Standarddiagnose und -behandlung von Personen mit Bluthochdruck schaffen und zur Erreichung der Behandlungsziele beitragen.