Unser Unternehmen bezieht zahlreiche Rohstoffe, Verpackungsmaterialien, technische Produkte, Komponenten und Dienstleistungen aus aller Welt. Unser Ziel ist es, für die Stabilität der Lieferkette zu sorgen und gleichzeitig unseren Kunden hochwertige Produkte und Dienstleistungen anzubieten. Wir erwarten von unseren Lieferfirmen, dass sie unsere ethischen, sozialen und rechtlichen Standards einhalten und diese auch in ihren eigenen Lieferketten umsetzen.
Unser Ansatz zur nachhaltigen Beschaffung
Der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die wir im Jahr 2022 von rund 54.000 Lieferanten in mehr als 140 Ländern beschafften, lag bei circa 10,2 Mrd. € (2021: 8,6 Mrd. €). Dies entspricht einem Anstieg von 18,5 %.
Ziele unseres Lieferantenmanagements sind die Einhaltung grundlegender Umwelt- und Sozialstandards, hohe Qualität, zuverlässige Lieferung und wettbewerbsfähige Preise. Wir haben daher entsprechende Strategien, Prozesse und Richtlinien eingeführt, um Verstößen gegen Lieferkettenstandards vorzubeugen und unsere Nachhaltigkeitsleistung kontinuierlich zu verbessern. Sofern nicht anders ausgeführt, gelten die dargestellten Konzepte für direkte Lieferanten. Darüber hinaus bestehen insbesondere für mittelbare Lieferfirmen im Bereich Konfliktmineralien gesonderte Maßnahmen in unserem Lieferantenmanagement.
Der Bereich Group Procurement arbeitet Hand in Hand mit unseren Lieferanten, um unsere Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Wir streben nach Transparenz in all unseren Beschaffungsregionen und verankern Nachhaltigkeit in allen unseren Wertschöpfungsketten. Um dies zu erreichen, haben wir zwei Kennzahlen definiert: Mit ihnen messen wir unseren Weg hin zu mehr Transparenz, indem wir die Nachhaltigkeitsleistung relevanter Lieferanten mithilfe gültiger Nachhaltigkeitsbewertungen überprüfen. Unsere Definition einer gültigen Nachhaltigkeitsbewertung umfasst Beurteilungen, die eine zuverlässige und anerkannte Quelle innerhalb der letzten drei Jahre durchgeführt hat. Relevante Lieferanten stehen entweder mit bestimmten Länder- und Branchenrisiken in Verbindung oder tragen zu einem Großteil (mindestens 50 %) unserer Beschaffungsausgaben bei. Für die Risikobewertung nutzten wir bisher Risikodaten von EcoVadis. Für das Länderrisiko entwickelten wir im Jahr 2022 eine eigene, umfassendere Bewertung.
2022 verfügten 46 % (2021: 33 %) unserer relevanten Lieferanten über eine gültige Nachhaltigkeitsbewertung; 82 % (2021: 74 %) unserer Beschaffungsausgaben mit diesen Lieferanten waren durch Lieferanten mit einer gültigen Nachhaltigkeitsbewertung abgedeckt. Um unsere beiden Kennzahlen über die Jahre hinweg vergleichen zu können, wendeten wir unsere neue länderspezifische Risikobewertung rückwirkend auch auf die Daten des Jahres 2021 an, dem Beginn unserer Messung.
Wir sehen unseren Ansatz für Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette als einen Prozess und arbeiten fortlaufend daran, unsere Richtlinien und Prozesse zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dabei berücksichtigen wir alle gesetzlichen Anforderungen und ergreifen bei Bedarf geeignete Maßnahmen. Zu diesem Zweck setzten wir beispielsweise im Jahr 2022 Maßnahmen zur Einhaltung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz es um. Unter anderem ernannten wir die Leiterin der Konzernfunktion Corporate Sustainability, Quality and Trade Compliance zur Menschenrechtsbeauftragten.
Unser Lieferanten-Dekarbonisierungsprogramm ist äußerst wichtig, damit wir unser Science Based Target erreichen. Mithilfe dieses Programms wollen wir den Treibhausgasausstoß reduzieren, der mit von uns eingekauften Waren, Dienstleistungen und Investitionsgütern einhergeht. Weitere Informationen über das Programm finden Sie hier; Details zu unseren klimabezogenen Zielen können Sie im Klimaschutz-Kapitel nachlesen.
Risikomanagementprozess
Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, wählen wir unsere Lieferanten anhand von verschiedenen Kriterien aus – wie Länder-, Material- oder Lieferantenrisiken und deren strategische Bedeutung für unser Geschäft. Dieser Prozess hilft unserem verantwortlichen Personal im Einkauf, geeignete Maßnahmen zur Risikominderung auszuloten und die betreffenden Lieferfirmen bei Verbesserungen zu unterstützen. Der Ansatz für unsere strategischen Lieferanten – auf die etwa 49 % unserer Beschaffungsausgaben entfallen – umfasst die Identifizierung, Überwachung und Bewertung von Sicherheitsrisiken in der Lieferkette. Er besteht aus vier Hauptelementen:
- Lieferantenrisikobewertung: zur Erfassung der übergreifenden Risiken auf Ebene des Lieferanten, einschließlich verschiedener Risikodomänen
- Warnsystem: zur Benachrichtigung unserer Procurement-Einheit, wenn bei einem unserer Lieferfirmen ein Risikoereignis entsteht
- Materialrisikobewertungen: zur Identifizierung und Minderung der Risiken jener Materialien, die für unsere wichtigsten Endprodukte verwendet werden
- Risk Response Tracker: ein System zur Erarbeitung und Überwachung von Maßnahmen zur Risikominderung in bereichsübergreifenden Teams
Wir berechnen die Risikofaktoren für Lieferanten und Rohmaterialien, indem wir die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Risikos mit den Risikoauswirkungen multiplizieren. Unsere Risikomethodik haben wir vereinfacht und konzentrieren uns nun auf die zehn wichtigsten Risikokategorien – darunter „wirtschaftliche Freiheit“, „soziale Unruhen“, „unfaire Geschäftspraktiken“ und „schlechte Arbeitspraktiken“ – unterteilt in drei Risikobereiche. Außerdem berücksichtigen wir Kriterien, um Lieferanten zu identifizieren, die von wichtigen Nachhaltigkeitsrisiken etwa bei der Mineralienbeschaffung oder beim Tierschutz betroffen sind. Im Jahr 2022 entwickelten wir mehrere Initiativen, um kontinuierliche Lieferungen zu gewährleisten. Dazu gehören unter anderem die Qualifizierung von Zweitlieferanten, die Regionalisierung von Lieferungen und, unter bestimmten Bedingungen, die finanzielle Unterstützung von Lieferanten.
Due-Diligence-Prozess für eine verantwortliche Mineralienbeschaffung
Wir beschaffen und verkaufen Produkte mit Bestandteilen, die für gewöhnlich als „3TG“ bezeichnet werden (Zinn, Wolfram, Tantal, Gold – allgemein auch als Konfliktmineralien bekannt). Diese Mineralien bergen das Risiko, in Konflikt- und Hochrisikogebieten abgebaut, gehandelt, verarbeitet und exportiert zu werden. Dort kann es zu Menschenrechtsverletzungen kommen, und diese gilt es zu verhindern.
Unser Unternehmen ist in globalen, komplexen Lieferketten tätig: In vielen Fällen liegen mehrere Lieferantenebenen zwischen uns und den Herkunftsquellen der in unseren Produkten verwendeten Mineralien. Um dieser Komplexität zu begegnen, sind wir Mitglied der Responsible Minerals Initiative (RMI). Die RMI stellt uns verschiedene Instrumente und Ressourcen zur Verfügung: Durch sie können wir Beschaffungsentscheidungen treffen, die die Einhaltung von Vorschriften sicherstellen und die verantwortungsvolle Beschaffung von Mineralien aus Konflikt- und Hochrisikogebieten unterstützen.
Unser Ziel ist es, Materialien auf verantwortungsvolle und konfliktfreie Weise zu beschaffen und mit unserer Tätigkeit keine nachteiligen Auswirkungen hervorzurufen. Aus diesem Grund verfügen wir über ein bereichsübergreifendes Due-Diligence-Programm, das geltenden Gesetzen und internationalen Standards entspricht.
Um unsere Due-Diligence-Praktiken laufend zu verbessern, haben wir ein konzernweites System zur Speicherung und Pflege von Lieferantendaten eingerichtet. Es hilft uns, mehr Transparenz in unserer Lieferkette zu schaffen. Darüber hinaus arbeiten wir daran, weitere Kontrollmechanismen für Hochrisiko-Lieferantengruppen in unsere Due-Diligence-Prozesse einzubeziehen. Zudem stehen wir in ständigem Austausch mit Lieferanten, Branchenvertretungen und unternehmensübergreifenden Initiativen, um die Einhaltung von Vorschriften zu verbessern.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Dem Bereich Group Procurement obliegt es, die Nachhaltigkeitsanforderungen in die relevanten Phasen unserer Beschaffungs- und Lieferantenmanagementprozesse zu integrieren. Unser Center of Excellence for Supply Security (Kompetenzzentrum für Lieferkettensicherheit) koordiniert die entsprechenden Maßnahmen. Diese sind beispielsweise die Aktualisierung unserer Richtlinien, die Überprüfung von Prozessen und die Koordination unserer Beteiligung an externen Initiativen. Mitarbeitende im Einkauf, die für die Auswahl und Beauftragung von Lieferanten zuständig sind, informieren wir regelmäßig durch interne Kommunikationskanäle und Schulungen über unsere Richtlinien, Nachhaltigkeitsanforderungen und Neuerungen.
Wozu wir uns verpflichten: Richtlinien und Standards
Wir erwarten von allen unseren Lieferanten und Dienstleistungsunternehmen, dass sie unsere Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Diese Standards ergeben sich vor allem aus den Kernarbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem Global Compact der Vereinten Nationen. Von unseren Lieferanten erwarten wir, dass sie die Einhaltung der Regeln auch bei ihren Zulieferfirmen sicherstellen. Im Berichtsjahr entwickelten wir einen Verhaltenskodex für Lieferfirmen. Dieser beschreibt detailliert unsere Erwartungen an Lieferanten und Geschäftspartner, und zwar bezüglich Menschenrechte, Gesundheit und Sicherheit, Unternehmensintegrität, Umweltschutz, kontinuierliche Verbesserung und Management der jeweiligen Lieferfirmen. Seit Januar 2023 ersetzt dieser Verhaltenskodex unsere Responsible Sourcing Principles.
Unsere Responsible Minerals Sourcing Charter verdeutlicht, wie verantwortungsbewusst wir die Beschaffung aus Konflikt- und Hochrisikogebieten angehen. Die Charta gilt weltweit für alle Einheiten und Tochtergesellschaften unseres Konzerns und ergänzt die Anforderungen, die sich aus unserem Verhaltenskodex für Lieferanten ergeben.
Um zu gewährleisten, dass wir nach den Industriestandards arbeiten und uns auf Vergleichsdaten- und Expertenanalysen verlassen können, arbeiten wir in Brancheninitiativen mit anderen Unternehmen zusammen. So sind wir beispielsweise Mitglied von Together for Sustainability (TfS), der Pharma Supply Chain Initiative (PSCI), der Responsible Mica Initiative und der Responsible Minerals Initiative (RMI). Wir fordern unsere Lieferanten dazu auf, dass sie durch uns oder durch vertrauenswürdige Partnerunternehmen Bewertungen oder Audits durchführen lassen. Diese Beurteilungen erhöhen die Transparenz in unserer Lieferkette und lassen erkennen, in welchen Bereichen die Nachhaltigkeitsleistung verbessert oder das Risiko von Verstößen reduziert werden kann. Für unsere Glimmer-Lieferkette beauftragen wir ein international tätiges Beratungsunternehmen mit der Durchführung von Audits; die indische Organisation IGEP übernimmt zusätzliche Kontrollen.
Bewertungen und Audits der Lieferkette
Together for Sustainability – Bewertungen und Audits der Lieferfirmen
Die Initiative TfS bewertet Lieferanten entweder anhand der bei Audits gewonnenen Informationen oder anhand von Selbstauskünften und öffentlich zugänglichen Informationen. Letztere stellt die unabhängige Rating-Agentur EcoVadis bereit. EcoVadis bewertet Zulieferfirmen aus mehr als 160 Ländern und 200 Branchen in den Kategorien Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik sowie nachhaltige Beschaffung. Zusätzlich zu den Bewertungen werden die Lieferanten auch durch eine umfassende Beobachtung aktueller Pressemeldungen überwacht. Die TfS-Mitgliedsunternehmen erhalten – unter Einhaltung aller kartellrechtlichen Bestimmungen – Einsicht in diese Ergebnisse.
Allein über die TfS-Initiative haben wir Zugriff auf gültige Bewertungen von mehr als 1.700 unserer Lieferanten. Im Jahr 2022 unterzogen sich mehr als 1.100 unserer Lieferanten einer Erst- oder Neubewertung. Teilweise haben wir diese angestoßen, teils andere TfS-Mitglieder.
Im Jahr 2022 arbeiteten wir eng mit Mitgliedsunternehmen in TfS-Projekten zusammen, die sich darauf konzentrieren, Bewusstsein zu schaffen, Fähigkeiten im Bereich Nachhaltigkeit zu verbessern und Lieferfirmen zu dekarbonisieren. Gemeinsam entwickelten wir dazu ein Konzept und gründeten die TfS Academy. Diese Schulungsplattform bietet Einkäufern, interessierten Mitarbeitenden und Lieferfirmen von TfS-Mitgliedsunternehmen 165 Kurse in bis zu neun verschiedenen Sprachen an. Themen sind nachhaltige Beschaffung, Umwelt, Gesundheit und Sicherheit sowie Arbeits- und Menschenrechte. Wir beteiligten uns auch an mehreren Formaten wie den #TfSTalks und dem TfS Coordinator Roundtable, die dem Austausch von Best Practices und der verstärkten Zusammenarbeit dienen. Darüber hinaus unterstützten wir die Entwicklung und Einführung der TfS Product Carbon Footprint (PCF) Guideline. Diese Richtlinie vereinheitlicht die Methode zur Berechnung des PCF – also des CO2-Fußabdrucks von Produkten – in der gesamten Branche. Außerdem entwickelten wir federführend Schulungsmaterialien zur Dekarbonisierung für TfS-Mitgliedsunternehmen und ihre Lieferanten.
Lieferanten-Dekarbonisierungsprogramm
Ein in der Konzernfunktion Group Procurement angesiedeltes, funktionsübergreifendes Team ist für das Lieferanten-Dekarbonisierungsprogramm zuständig. Es kümmert sich um die Umsetzung eines Zehnjahresplans im Rahmen der 2021 definierten Dekarbonisierungsstrategie. Auch im Jahr 2022 boten wir Schulungsveranstaltungen sowie -materialien für Einkaufs- und Beschaffungsteams an. Zudem arbeiteten wir stärker mit Lieferanten zusammen, indem wir sie über unsere Klimaziele informierten. Wir führten erneut Anschlussgespräche zum Fragebogen über den Dekarbonisierungsstatus der Lieferfirmen. Dies diente dem Zweck, den aktuellen Stand und die Fortschritte gegenüber dem letzten Jahr zu bewerten. Die entsprechenden Lieferantendaten können unsere Mitarbeitenden im Einkauf somit in eine konzernweite Datenbank einpflegen.
Wir entwickelten zudem ein automatisiertes Tool zur CO2-Bilanzierung, mit dem wir die großen Datenmengen über die CO2-Emissionen unserer Lieferanten verwalten können. Es steht seit Anfang 2022 zur Verfügung und wird in den kommenden Jahren um weitere Funktionen ergänzt.
Vielfalt der Lieferanten
In den USA verfügen wir über spezielle Programme zur Lieferantenvielfalt, um der lokalen Gesetzgebung zu entsprechen. Unser Schwerpunkt in den Vereinigten Staaten liegt darauf, unser bestehendes Lieferantenfinder-Tool zu verbessern: Wir stellten es weiteren Einkäufern zur Verfügung – und können nun leichter mit verschiedenen Lieferfirmen in Kontakt treten und mögliche Aufträge vergeben. Außerdem entwickeln wir unsere internen Sensibilisierungskampagnen und Schulungen für unser Einkaufspersonal weiter. Wir investieren in Tools, um unsere Datenbank kleiner, aber vielfältiger Lieferanten zu erweitern. Ab 2023 wollen wir dieses Verzeichnis schrittweise ausbauen. Es soll dann nicht nur die Beschaffungskategorie Marketing and Sales abdecken.
Botschafter für nachhaltige Beschaffung
Wir tragen entschlossen zu dem von der TfS 2019 über das soziale Netzwerk LinkedIn initiierte „Bekenntnis zur nachhaltigen Beschaffung“ (Sustainable Procurement Pledge) bei. Die Initiative hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Plattform für den Wissenstransfer zwischen Einkaufspersonal, Wissenschaft und anderen Stakeholdergruppen entwickelt. Hier finden verschiedene Online-Veranstaltungen zum Austausch von Best Practices statt.