Menschen, Maschinen, Daten und Prozesse vernetzen sich immer enger. Der technologische Fortschritt verändert unsere Gesellschaft und stellt uns vor neue ethische Herausforderungen. Unsere Digitalethik beschreibt, wie wir verantwortungsvoll mit Daten und Algorithmen umgehen.
Unser Ansatz für digitale unternehmerische Verantwortung
Wir haben den Anspruch, neue digitale Technologien verantwortungsvoll zu entwickeln und zu nutzen. Deshalb erörtern wir frühzeitig ethische Fragen, die sich aus algorithmen- und datenorientierten Geschäftsmodellen ergeben. Seit 2021 widmet sich das Merck Digital Ethics Advisory Panel (DEAP) komplexen ethischen Fragestellungen rund um digitale Technologien. Das Gremium unterstützt dabei, dass unsere digitalen Anwendungen und Geschäftsmodelle einem umfassenden ethischen Ansatz folgen.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Das DEAP diskutiert ethische Fragen, die sich aus unseren digitalen Anwendungen und Geschäftsbereichen ergeben – vor allem im Gesundheitsbereich. Eine Hauptaufgabe des Gremiums ist es dabei zu unterstützen, dass wir digitale Anwendungen auf verantwortungsvolle Weise entwickeln und dabei potenzielle ethische Fragestellungen berücksichtigen, die sich aus dem Sammeln und Verarbeiten von Daten sowie aus der Nutzung innovativer Technologien ergeben könnten. Es spricht Empfehlungen für unser unternehmerisches Handeln aus.
Das Panel besteht aus externen, internationalen Wissenschafts- und Industriefachleuten mit Expertise in folgenden Themenfeldern: Digitalethik, Recht, Big-Data-Technologien, digitale Gesundheit, Medizin und Daten-Governance. Bei Bedarf werden zusätzlich Experten für Bioethik sowie Vertreter von Patientenorganisationen hinzugezogen. Das DEAP ist von der Geschäftsleitung eingesetzt. Unsere Beschäftigten können Diskussionsthemen einreichen. Zusammenfassende Protokolle der DEAP-Sitzungen sowie die ausgesprochenen Empfehlungen werden ab 2023 in unserem Intranet abrufbar sein, sofern keine Geschäftsgeheimnisse enthalten sind. Das Panel hielt 2022 vier Sitzungen ab. Dabei beschäftigte es sich mit ethischen Herausforderungen, die sich aus unserem Geschäftsmodell Bioelectronics ergeben könnten.
Wozu wir uns verpflichten: Richtlinien und Standards
Wir wollen uns als Unternehmen zum Thema Digitalethik positionieren. Deshalb entwickeln wir auf diesem neuen Gebiet klare ethische Standards – vor allem für kritische Bereiche, beispielsweise für Umgang mit Gesundheitsdaten. Dazu arbeiten wir mit verschiedenen Stakeholdern und Experten zusammen.
Gemeinsam mit dem DEAP wenden wir unseren Kodex für den ethischen Umgang mit Daten und Algorithmen (Code of Digital Ethics, CoDE) an, um digitalethische Fragestellungen zu erörtern. Der CoDE dient als Richtschnur für unsere digitalen Geschäftsmodelle, als Instrument für die Analyse ethischer Fragestellungen und als Grundlage für die praktischen Empfehlungen des DEAP.
Er basiert auf fünf Kernprinzipien: Gerechtigkeit, Autonomie, Fürsorge, Schadensvermeidung und Transparenz. Diese Prinzipien geben eine klare Struktur vor, um ethische Fragestellungen zu analysieren und zu bewerten. Zudem unterstützen sie unsere Unternehmensbereiche und einzelne Mitarbeitende in schwierigen Situationen, für die (noch) keine Gesetze oder anderweitige Regulierungen existieren. Der CoDE hilft nicht nur bei der ethischen Risikobewertung von bestehenden Tätigkeiten; er ermöglicht uns auch, neu aufkommende digitale Lösungen ethisch zu beurteilen. Dies erprobten wir in ersten Anwendungsbereichen.
Der CoDE gehört zu unseren übergeordneten Richtlinien, daher gilt er für alle Beschäftigten und ist öffentlich zugänglich. Im Berichtsjahr entwickelten wir eine Personalschulung zum CoDE, die 2023 ausgerollt wird. Der CoDE wurde gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Partner in einem strukturierten Prozess erarbeitet. Zum wissenschaftlichen Entstehungsprozess sowie zu den rechtlichen Implikationen des CoDE veröffentlichten wir im Berichtsjahr Artikel in den Fachzeitschriften AI & Society und RDi – Recht Digital.
Strategische Partnerschaft für innovative therapeutische Lösungen
Im Jahr 2022 beantwortete das DEAP vor allem Fragen, die sich zu Syntropy ergeben hatten, einer Partnerschaft unseres Unternehmens mit Palantir Technologies. Ziel der Partnerschaft ist es, Patientendaten zu nutzen, um die Forschung an Medikamenten gegen Krebs und anderen Krankheiten voranzutreiben. In einer sicheren Umgebung ermöglicht Syntropy es, diese Daten zu sammeln und aufzubereiten, um daraus neue Erkenntnisse zu entwickeln. Gleichzeitig stellt Syntropy sicher, dass das Eigentum der Daten bei den Institutionen bleibt, die sie zur Verfügung stellen. Durch diese Partnerschaft kann die wissenschaftliche Gemeinschaft auf neuartige Weise kooperieren und gemeinsam Ziele in der Krebsforschung erreichen.
Risiken identifizieren
Seit Ende 2022 wird das potenzielle ethische Risiko von Projekten in unserer Data-Intelligence- and Analytics-Einheit Life Science, ACE strukturiert erhoben. Sie analysiert Daten aus dem Life-Science-Sektor, um daraus Erkenntnisse für unser Geschäft abzuleiten.
Das dafür sich derzeit in der Entwicklung befindliche Tool soll zukünftig die frühzeitige Erkennung ethischer Risiken ermöglichen. Dazu wurde ein Scoring-System erarbeitet, das eine Risikobewertung für jedes Projekt generieren soll. Je nach Risikoscore ergeben sich Implikationen für die Produktentwicklung. Die Einheit ACE bearbeitet derzeit 700 Projekte. Diese prüft sie entlang des Produktlebenszyklus an allen Entscheidungspunkten auf ethische Risiken.