Weltweit herrscht vermehrt Wasserknappheit. Weil auch unser Unternehmen auf Wasser angewiesen sind, ist nachhaltiges Wassermanagement ein wichtiger Teil unseres betrieblichen Umweltschutzes. Unsere Abwässer können zudem Spurenstoffe enthalten, beispielsweise Schwermetalle. Gesetze zum Wasserschutz beachten wir gewissenhaft und passen Maßnahmen und Prozesse bei Verschärfungen umgehend an.
Unser Ansatz für ein nachhaltiges Wassermanagement
Nachhaltiges Wassermanagement bedeutet für uns, den Status der Gewässer, aus denen wir Frischwasser beziehen oder in die wir gereinigte Abwässer einleiten, nicht negativ zu beeinflussen.
Wasserknappheit haben wir im Blick: Um zu erkennen, ob ein Standort in einem Wasserstressgebiet liegt, nutzen wir beispielsweise den „Aqueduct Water Risk Atlas“ des World Resources Institute (WRI). Ein Wasserstressgebiet liegt dann vor, wenn die Wasserentnahme größer ist als der Zufluss.
Wir möchten den Umwelteinfluss unserer Abwässer verringern und unsere Prozesse wassereffizienter gestalten. Mittelfristig werden wir auch wasserbezogene Risiken berücksichtigen, die es in unserer Lieferkette beim Einkauf wichtiger Rohstoffe gibt. Langfristig möchten wir Wasserverbräuche und Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte transparent abbilden.
Die Prüfung des standortbezogenen Wassermanagements ist Teil unserer EHS-Audits, die wir regelmäßig an unseren Produktions- und Entwicklungsstandorten durchführen.
Produktionsstandorte stehen stärker im Fokus unseres Wassermanagements als Verwaltungsstandorte, da von der Produktion grundsätzlich eine höhere Gefährdung für Gewässer ausgeht.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Die Verantwortung für das Wassermanagement trägt die Konzernfunktion Corporate Sustainability, Quality and Trade Compliance (SQ). An unseren Standorten ergreifen Techniker in enger Abstimmung mit EHS-Managern Maßnahmen, um den Wasserbedarf zu senken und das Abwasser zu reinigen.
Weitere Informationen finden sich im Kapitel Betrieblicher Umweltschutz.
Wozu wir uns verpflichten: Standards und Vorgehen
Unsere konzernweiten Standards „Sustainable Water Management Part 1 – Waste Water“, „Sustainable Water Management Part 2 – Water Use“ und „Sustainable Water Management Part 3: Water Risk Management“ beschreiben, wie wir Mechanismen eines nachhaltigen Wassermanagements in unser Managementsystem integrieren. Alle drei Standards basieren auf den Verpflichtungen der weltweiten Initiative „Responsible Care®“, an der wir teilnehmen. Gleichzeitig bilden unsere eigenen, 2021 veröffentlichten „Grundsätze nachhaltigen Wassermanagements“ den Rahmen für die drei oben genannten Regelwerke. Der Standard „Waste Water“ gibt die Kriterien vor, anhand derer wir unsere Abwassereinleitungen in die Umwelt bewerten; auch dient er dazu, unser Ziel zu Spurenstoffen im Abwasser operativ zu erreichen. Der Standard „Water Use“ enthält konzernweit verpflichtende Vorgaben für den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser.
Der Standard „Water Risk Management“ legt fest, wie wir Risiken steuern, die sich aus direkter oder indirekter Wasserentnahme ergeben. Auch Risiken wie kontaminiertes Regenwasser oder Überflutungen deckt dieser Standard ab. Mit unseren internen EHS-Audits kontrollieren wir, ob unsere Standorte die drei Regelwerke einhalten. Sie alle sind verpflichtet, die Risiken und Auswirkungen der Schadstoffe in ihren Abwässern zu ermitteln und zu bewerten. Außerdem müssen sie Entnahme- und Regenwasserrisiken analysieren und die jeweiligen Vorgaben der örtlichen Behörden einhalten.
Wasser aus eigenen Quellen
Wasser, das wir für unsere Produktionsprozesse nutzen, entnehmen wir größtenteils aus eigenen Brunnen. Unser Trinkwasser beziehen wir von örtlichen Versorgern. Dabei wollen wir keine Schutzgebiete, sensible Ökosysteme und Lebensräume beeinträchtigen. Dennoch behalten wir Entwicklungen im Blick, die dazu führen könnten, dass Quellen zukünftig als sensibel eingestuft werden.
Das Kühlwasser für unsere Produktionsprozesse führen wir größtenteils im Kreislauf. Je nach gesetzlichen Vorgaben und je nach Energiebilanz kühlen wir aber auch mit Frischwasser im Durchlauf. In ausgesuchten Anwendungen bereiten wir die Produktionsabwässer auf und verwenden sie erneut. Insgesamt verwerteten wir im Jahr 2021 23,5 Mio. Kubikmeter Wasser wieder.
Wasser effizienter nutzen
Wir wollen unseren Einfluss auf die Wassersituation rund um unsere Standorte minimieren. 2021 lag unser Gesamtwasserbezug bei 13,4 Mio. Kubikmetern. Im Berichtsjahr führten wir ein Projekt zur Rezirkulierung von Wasser an unserem Standort in Rio de Janeiro, Brasilien, durch. Dieses Projekt hat dazu beigetragen circa 30000 Kubikmeter Grundwasser einzusparen – 29 % mehr als im Vorjahr.
Ob ausreichend Wasser verfügbar ist, hängt von lokalen Gegebenheiten ab. Standorte in Gebieten, in denen Wasser knapp ist, wollen wir bei unseren Sparmaßnahmen besonders berücksichtigen. Um unsere Wassereffizienz zu verbessern, definierten wir deshalb einen Intensitätswert – den „Merck Water Intensity Score“. Er setzt die bezogene Wassermenge eines Standortes – unter Berücksichtigung der dortigen Verfügbarkeit von Wasser – ins Verhältnis zu den geleisteten Arbeitsstunden. Zur Berechnung ziehen wir den lokalen Wasserstressfaktor nach dem „Aqueduct Water Risk Atlas“ des World Resources Institutes (WRI) heran. Unseren Water Intensity Score wollen wir bis 2025 um 10 % im Vergleich zu 2020 senken. Wir veränderten das Basisjahr von 2019 auf 2020, um es an unser Klimaschutzziel anzugleichen. Auch schließen wir so nahtlos an unser voriges Ziel an. Da unsere Wassernutzung zwischen 2019 und 2020 bereits sank, ist unser angepasstes Ziel sogar ambitionierter.
Unsere Abwässer
2021 fielen bei uns insgesamt 13,3 Mio. Kubikmeter Abwasser an. Davon waren 9,5 Mio. Kubikmeter Süßwasser, das wir in Oberflächengewässer einleiteten. 3,8 Mio. Kubikmeter entfiel auf anderes Wasser, das wir durch externe Kläranlagen aufbereiten oder umweltschonend entsorgen ließen. Bei der Direkteinleitung in Gewässer halten wir uns weltweit an die jeweiligen gesetzlichen Vorgaben. Bevor wir einen Einleitbescheid erhalten, prüfen die lokalen Behörden das Gewässerprofil vor Ort. So stellen sie sicher, dass unsere Aktivitäten das Gewässer nicht beeinträchtigen. 57 % der gesamten Abwassereinleitungen fallen an drei unserer Standorte an. Gernsheim (Deutschland) leitet seine geklärten Abwässer in den Rhein und Onahama (Japan) in den Pazifischen Ozean. Am Standort Darmstadt anfallendes Abwasser bereiten wir in unseren eigenen Anlagen auf; es gelangt über den Oberflächenwasserkörper Schwarzbach/Ried in den Rhein. Die von uns eingeleitete Menge an behandeltem Abwasser entspricht 3,3 % der jährlichen Wassermenge des Oberflächenwasserkörpers Schwarzbach/Ried. Dabei erfüllen wir alle gesetzlichen Vorgaben. Wir bereiten uns darauf vor, dass die gesetzlichen Anforderungen für die Einleitung von behandeltem Abwasser strenger werden.
In Darmstadt bauen wir seit November 2021 die zentrale Abwasserbehandlungsanlage aus und erweitern sie um eine vierte Reinigungsstufe. Ihre derzeitige Reinigungsleistung von bis zu 98 % soll mithilfe von Aktivkohlefiltern zukünftig sogar noch erhöht werden. Wir planen, die verbesserte Anlage Ende 2023 in Betrieb zu nehmen.
Rückstände in Abwässern
Wir arbeiten fortlaufend daran, unsere Produktions- und Reinigungsprozesse zu optimieren, um Wasser einzusparen und Rückstände zu minimieren. Für jeden unserer Unternehmensbereiche ist ein Experte benannt, der die Standorte dabei unterstützt. Ein Schwerpunkt an unseren pharmazeutischen Produktionsstandorten ist es, Rückstände pharmazeutischer Wirkstoffe im Abwasser zu vermeiden oder zu senken. Alle entsprechenden Standorte verfügen über Abwasseraufbereitungsanlagen und untersuchen ihr Abwasser regelmäßig auf Schadstoffe.
In geringen Mengen verarbeiten wir auch Antibiotikawirkstoffe. Um negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu vermeiden, unterziehen wir die Abwässer aus solchen Prozessen einem zusätzlichen Reinigungsverfahren. Erst dann leiten wir sie in die Umwelt ein. So minimieren wir verbliebene Antibiotikarückstände.
Wir halten uns bei der Abwassereinleitung streng an behördliche Regelungen. Obwohl wir die geltenden Vorgaben erfüllen, gelangen dennoch geringe Mengen sogenannter Spurenstoffe in die Umwelt. Mit unserer Zielsetzung gehen wir deshalb über die gesetzlichen Anforderungen hinaus: Bis 2030 wollen wir potenziell schädliche Emissionsrückstände in unseren Abwässern unter die No-Effect-Grenze senken. Dabei handelt es sich um einen wissenschaftlich definierten Schwellenwert, unterhalb dessen keine negativen Umweltauswirkungen zu erwarten sind.
Bewertung unseres Wassermanagements
Neben unseren Klimaschutzmaßnahmen berichten wir auch zum Thema Wasser an die Organisation CDP. Die Initiative erfragt einmal jährlich die Umweltdaten von Unternehmen und bewertet deren Prozesse und Leistungen auf einer Skala von A bis D-. 2021 erhielten wir für unser Wassermanagement ein „A-“ (2020: B).