Abfall enthält wertvolle Rohstoffe, die der Produktion erneut zugeführt werden können. Zugleich kann er zahlreiche Umweltrisiken bergen. Wir legen daher großen Wert darauf, Abfälle entweder zu vermeiden oder weitestgehend wiederzuverwerten.
Unser Ansatz zu Abfall und Recycling
Wir wollen den Rohstoffverlust begrenzen und Umweltbelastungen minimieren, die durch unsere Abfallentsorgung entstehen. Dazu arbeiten wir daran, den „Merck Waste Score“, unsere wichtigste Abfallmanagement-Kennzahl, bis 2025 um 5 % zu reduzieren (im Vergleich zu 2016).
Wir vermeiden Abfälle, indem wir beispielsweise neue Produktionsverfahren entwickeln oder bestehende Prozesse optimieren. Wo Vermeidung nicht möglich ist, streben wir an, die entstehenden Abfälle bestmöglich stofflich oder energetisch wiederzuverwerten. Mit unserem „Merck Waste Scoring System“ unterstützen wir den Ansatz der Kreislaufwirtschaft. Abfalltrennung macht eine Wiederverwertung der Rohstoffe möglich. Abfälle, die wir nicht wiederverwerten können, beseitigen wir umweltverträglich und nach höchsten Entsorgungsstandards. Dabei richten wir uns nach den gesetzlichen Vorgaben vor Ort sowie den vorhandenen Entsorgungsmöglichkeiten.
Verantwortung für den Entsorgungsprozess
Als Abfallerzeuger sind wir für unseren Abfall bis zur endgültigen Entsorgung verantwortlich. Daher wählen wir unsere Dienstleister mit größter Sorgfalt aus und legen die Entsorgungsbedingungen vertraglich fest. Mit stichprobenartigen Audits kontrollieren wir die fachgerechte Entsorgung – vor allem, wenn es sich um gefährliche Abfälle handelt.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Abfallmanagement und Wiederverwertung steuert auf Konzernebene unsere Konzernfunktion „Corporate Sustainability, Quality and Trade Compliance” (SQ). An unseren Standorten setzen EHS-Manager unsere Vorgaben um. In einem konzernweiten Gremium koordinieren Experten aus SQ und den Unternehmensbereichen unsere Ansätze und Praxisverfahren zum Abfallmanagement.
Das Abfallmanagement gehört zu unserem unternehmensweiten Umweltmanagementsystem: 90 Standorte sind nach ISO 14001 zertifiziert. Zusätzlich zu dieser externen Zertifizierung überprüfen wir unser Abfallmanagement durch interne EHS-Audits. Wir informieren und sensibilisieren unsere lokalen EHS- und Standortleiter regelmäßig zu diesem Thema. Dies geschieht zum Beispiel auf EHS-Foren und Kongressen. Leider fanden im Jahr 2021 wegen der Covid-19-Pandemie keine solchen Veranstaltungen statt.
Weitere Informationen finden sich im Kapitel Betrieblicher Umweltschutz.
Wozu wir uns verpflichten: konzernweiter EHS-Standard
Mit unserem konzernweit gültigen EHS-Standard „Waste Management“ verfügen wir über einen einheitlichen Rahmen für das Abfallmanagement aller Standorte. Zudem definiert der Standard organisatorische Strukturen und Mindestanforderungen. Alle unsere Standorte dokumentieren ihre Abfälle gemäß dem Waste-Management-Standard nach Art und Menge. Diese Dokumentation übermitteln sie an die Konzernfunktion SQ.
Systematische Abfallreduktion
Abfall, der in unserem Unternehmen anfällt, verwerten beziehungsweise entsorgen wir auf verschiedenen Wegen, die sich jeweils unterschiedlich auf die Umwelt auswirken. Diese Auswirkungen berücksichtigen wir systematisch: Mit dem „Merck Waste Score“ vergleichen und verfolgen wir das Abfallaufkommen unserer Standorte und dessen Entwicklung. Dazu ordnen wir die Abfallmenge fünf Kategorien zu: Deponierung, thermische Beseitigung, energetische oder stoffliche Verwertung und Vermeidung. Die prozentualen Anteile multiplizieren wir anschließend mit einem Faktor, der steigt, je stärker die Entsorgungsmethode die Umwelt belastet. Die Summe der Ergebnisse aller Kategorien ergibt den „Merck Waste Score“. Vermiedene Abfälle multiplizieren wir mit dem Faktor Null. So tragen sie dazu bei, das Gesamtresultat zu reduzieren.
Klares Ziel für weniger abfallbedingte Umweltauswirkungen
Mithilfe des Merck Waste Scores betrachten wir systematisch die Umweltauswirkungen unserer Abfallentsorgung. Diesen wollen wir bis 2025 um 5 % im Vergleich zum Jahr 2016 verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, untersuchen wir unsere Produktionsprozesse und Entsorgungswege fortlaufend auf Verbesserungspotenziale. Dabei unterstützen die EHS-Funktionen der Unternehmensbereiche die jeweiligen Standorte: Sie diskutieren regelmäßig Best-Practice-Beispiele, fördern den Erfahrungsaustausch zwischen unseren Standorten und suchen nach umweltfreundlicheren Entsorgungswegen. 2021 reduzierten wir den „Merck Waste Score“ um 5,6 % im Vergleich zu 2016.
Unser Abfallaufkommen im Jahr 2021 ist gegenüber 2020 leicht gesunken: Es liegt bei 213 Kilotonnen (2020: 231 Kilotonnen). Boden-, Bauschutt- und Abbruchabfälle machten im Jahr 2021 20 % unseres gesamten Abfallaufkommens aus (2020: 21 %). Diese Abfälle gehen nicht in den „Merck Waste Score“ ein: Sie sind kaum vermeidbar, weil sie auf klar vorgegebenen Wegen entsorgt werden müssen.
Kreislaufwirtschaft vorantreiben
Durch unsere Initiative „ProMec“ am Standort Darmstadt fördern wir eine nachhaltige und ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft: Wir entwickeln unser Lösungsmittel-Recycling weiter und verringern so negative Umweltauswirkungen bei der Entsorgung unserer Produktionsabfälle. 2021 bauten wir die stoffliche Verwertung verschiedener Lösungsmittel aus der organischen Produktion aus. Dadurch bereiteten wir im 2021 zusätzliche 985 Tonnen an Lösemitteln auf. Durch diese Umstellung steigerten wir die Recycling-Quote unserer Produktionsabfälle in Darmstadt von 8,6 % auf 16,4 %.
Zusammen mit der TU Darmstadt entwickeln wir seit April 2021 eine digitale Plattform zur optimalen Verwertung von Abfällen. Durch das Projekt sollen Abfallerzeuger und spezialisierte Abfallverwerter in Darmstadt besser zusammenfinden.
Seit 2021 arbeiten wir an einem innovativen Informationsmanagement für die Kreislaufwirtschaft. Die zirkuläre Wirtschaft leistet einen wesentlichen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz, indem sie hochwertige Sekundärrohstoffe erneut der Produktion zuführt. Das neue System ermöglicht eine Vernetzung aller Akteure und bietet einen vertrauenswürdigen, sicheren Austausch von Daten.
Von der Deponierung zur Energiegewinnung aus Abfall
An unserem Standort in St. Louis (Missouri, USA) verwerten wir große Teile unseres Abfalls energetisch, statt sie zu deponieren – bis Ende 2021 waren es 626 Tonnen. Durch diese Nutzung in Verwertungsanlagen entstehen 89 % weniger CO2-Emissionen als bei der Deponierung. Unsere Emissionen aus Abfällen in St. Louis reduzieren wir so um rund 120 Tonnen CO2 jährlich. Für 2022 plant der Standort, weitere Abfallströme von der Deponierung auf energetische Verwertung umzustellen.