Merck Nachhaltigkeitsbericht 2021

Anlagen-, Prozess- & Transport­sicherheit

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Gefahren für Gesundheit und Umwelt vermeiden: Das hat für uns höchste Priorität. Mithilfe unserer Managementsysteme sorgen wir für sichere Anlagen und Prozesse – zum Schutz unserer Mitarbeiter und der Umwelt. Zudem achten wir sorgfältig darauf, chemische und pharmazeutische Substanzen sachgerecht zu transportieren und zu lagern.

Unser Ansatz für Anlagen-, Prozess- und Transportsicherheit

Wir wollen Gefahren im Produktionsablauf minimieren, um Arbeitsunfälle, Produktionsausfälle und die Freisetzung von Chemikalien zu verhindern. Deswegen überprüfen wir regelmäßig unsere Prozess- und Anlagensicherheit und messen diese fortlaufend mit unseren EHS-Leistungsindikatoren.

Darüber hinaus sollen alle Lieferungen unsere Standorte und Kunden sicher erreichen – ohne Schäden und zusammen mit den erforderlichen Sicherheitsinformationen. Einige der Stoffe, die wir lagern und transportieren, sind gemäß den geltenden Transportvorschriften als gefährlich eingestuft. Die Lagerung solcher Gefahrgüter sowie ihr Transport – sei es auf der Straße, auf der Schiene, per Flugzeug oder Schiff – unterliegen weltweit  gesetzlichen Vorschriften. Um Risiken für Mensch und Umwelt zu minimieren, wenden wir konzernweit strenge Sicherheitsbestimmungen an, in Übereinstimmung mit geltenden Gesetzen. Regelmäßig überprüfen wir, ob sowohl unsere eigenen Lagerstandorte als auch Fremdlager diese Bestimmungen einhalten.

Außerdem wollen wir Schäden vorbeugen, indem wir unsere Mitarbeiter regelmäßig schulen. So möchten wir erreichen, dass sie menschliche Fehler besser vermeiden und technische Fehler früher erkennen können.

Rollen und Verantwortlichkeiten

Die oberste Verantwortung für Anlagen-, Prozess- und Transportsicherheit liegt bei Corporate Sustainability, Quality and Trade Compliance (SQ). Sie koordiniert die Anlagen- und Prozesssicherheit für das Unternehmen und definiert konzernweite EHS-Standards sowie Richtlinien. Zusätzlich regeln nationale und internationale Vorgaben an unseren Standorten den Umweltschutz und die Sicherheit der Bevölkerung. Vor Ort verantworten die jeweiligen Standortleiter, dass alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden.

An jedem unserer Standorte haben wir jeweils einen EHS-Manager und an Standorten mit Logistik-Aktivitäten zusätzlich einen Gefahrgutmanager benannt. Die Funktion des Gefahrgutmanagers entspricht den EU-Regelungen zum „Dangerous Goods Safety Advisor“. Beide beraten den Standortleiter zu Anlagen-, Prozess- und Transportsicherheit und überwachen regelmäßig die Einhaltung der Sicherheitsvorgaben.

Wozu wir uns verpflichten: interne Standards und internationale Regeln

Damit während der gesamten Lebensdauer einer Anlage der sichere Betrieb gewährleistet ist, beinhalten unsere konzernweit gültigen EHS-Standards konkrete Regeln für Produktionsanlagen und -prozesse. Darunter befinden sich Vorgaben, die bestimmen, wie spezielle Risikoanalysen und Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen sind. Des Weiteren haben wir dort Maßnahmen für den Fall einer unbeabsichtigten Freisetzung chemischer Stoffe und zum Brandschutz festgelegt.

Unsere konzernweit gültigen EHS-Standards definieren auch das Sicherheitsniveau für die Gefahrstofflagerung an unseren Standorten. In diesen EHS-Standards sowie in ergänzenden Arbeitsanweisungen und in Best-Practice-Dokumenten beschreiben wir zudem, wie das Sicherheitsniveau technisch und organisatorisch umzusetzen ist. Auch Fremdlager müssen unseren hohen Sicherheitsanforderungen genügen: Vor Vertragsunterzeichnung müssen Anbieter darlegen, ob sie diese erfüllen. In unseren konzernweit gültigen EHS-Standards legen wir technische und organisatorische Anforderungen für solche Lager fest.

Unser Konzernstandard, der die Sicherheitsanforderungen für den Transport definiert, basiert auf den UN-Empfehlungen für den Transport gefährlicher Güter. Dies ist besonders für Standorte in jenen Ländern wichtig, in denen es unzureichende gesetzliche Vorschriften für den Gefahrguttransport gibt.

Bewertung des Gefahrenpotenzials

Bevor wir eine Anlage in Betrieb nehmen, erarbeiten wir ein Sicherheitskonzept. Während ihrer gesamten Lebensdauer überprüfen wir dieses regelmäßig und passen es gegebenenfalls an. Es enthält eine Übersicht über potenzielle Risiken und nennt entsprechende Schutzmaßnahmen. Nach jeder Änderung einer Anlage lassen wir zudem die Gefährdungssituation neu beurteilen.

Der „Risk Management Process“ legt für alle unsere Standorte fest, wie wir Risiken identifizieren und bewerten. Um diese Risiken zu minimieren, leiten wir bei Bedarf mithilfe des Prozesses zusätzliche Maßnahmen ein.

Wir ergänzen die Kontrollen unserer EHS- und Gefahrgutmanager durch interne EHS-Audits. So prüfen wir, ob unsere Standorte die Vorschriften zur Prozess-, Anlagen-, Transport-, und Lagersicherheit einhalten. Üblicherweise finden die Audits alle drei Jahre an Produktions- und alle vier Jahre an Lager- und Distributionsstandorten statt. Stellen wir erhebliche Mängel fest, führen wir im Folgejahr erneut ein Audit durch. Umgekehrt verlängern wir den Zeitraum, sofern wir das Gefahrenpotenzial aufgrund der Ergebnisse vorangegangener Audits als niedrig bewerten. Unsere Standorte sind verpflichtet, die im Audit erkannten Mängel zu beseitigen. Der Auditor kontrolliert anschließend, ob die vereinbarten Verbesserungsmaßnahmen umgesetzt wurden.

Von den insgesamt 51 EHS-Audits nach unseren konzernweit gültigen EHS-Standards im Jahr 2021 entfielen 19 auf unsere eigenen Lagerstandorte und sieben auf Schnittstellen zu Fremdlagern.  Aufgrund der Covid-19-Situation wurden alle Audits remote durchgeführt.

Transportereignisse und -unfälle berichten wir nach den UN-Empfehlungen für den Transport gefährlicher Güter („United Nations Recommendations on the Transport of Dangerous Goods – Model Regulations“,7.1.9). Zusätzlich beziehen wir uns auf die Kriterien des „Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road“ (ADR, 1.8.5.). Im Berichtszeitraum gab es zwei meldepflichtige Ereignisse. Die Meldepflicht lag in beiden Fällen nicht bei Merck.

Sicherheit genau im Blick

An allen Produktions- und Lagerstandorten sowie an großen Forschungsstandorten erheben wir EHS-Leistungsindikatoren. Dabei erfassen wir sowohl Unfälle als auch Beinaheunfälle. Wir untersuchen jedes einzelne Ereignis und ergreifen geeignete Gegenmaßnahmen. So senken wir die Wahrscheinlichkeit, dass sich derartige Vorfälle zukünftig wiederholen. Informationen über die EHS-Leistungsindikatoren werden innerhalb der Unternehmensbereiche monatlich berichtet; die Geschäftsleitung erhält jährliche Berichte. Vier Indikatoren sind dabei für uns besonders wichtig:

  • Mit unserer „EHS Incident Rate“ (EHS IR) erfassen und bewerten wir alle kleinen und großen Unfälle sowie weitere EHS-relevante Ereignisse. Die EHS IR umfasst sowohl Mitarbeiter unseres Unternehmens als auch Mitarbeiter von Drittfirmen. Zur Berechnung stellen wir die Anzahl der Vorfälle und die Schwere der Ereignisse ins Verhältnis zu den geleisteten Arbeitsstunden. Je niedriger die EHS IR, desto sicherer ist also ein Standort. 2021 lag die Quote bei 3,9 (2020: 3,4).
  • Die EHS IR enthält auch den Indikator „Loss of Primary Containment“ (LoPC, deutsch: Freisetzung chemischer Stoffe durch Versagen des Einschlusssystems). Im Jahr 2021 registrierten wir konzernweit keine wesentlichen störungsbedingten Freisetzungen von Substanzen an unseren Produktions-, Forschungs- und Lagerstandorten.
  • Ein weiterer wichtiger Indikator ist die „EHS Leading Rate“ (EHS LR) – sie beinhaltet die Anzahl und die Ergebnisse der Analyse von Beinaheunfällen und kritischen Situationen. Teilweise definieren unsere Unternehmensbereiche eigene Jahresziele für die EHS IR sowie für die EHS LR.
  • Im Jahr 2021 haben wir uns für die „Lost Time Injury Rate“ (LTIR) (Zahl der Arbeitsunfälle mit mindestens einem Ausfalltag bezogen auf eine Million geleisteter Arbeitsstunden) ein neues Ziel gesetzt. Bis 2025 wollen wir konzernweit den LITR unter 1,0 senken. 2021 lag der Wert bei 1,2 (2020: 1,3).

Mitarbeiterschulungen und regelmäßiger Austausch

Unsere Mitarbeiter schulen wir regelmäßig entsprechend ihren Aufgaben und Verantwortungsbereichen. Die Trainings führen entweder die jeweiligen Vorgesetzten oder unsere EHS-Manager durch. Sie stellen konzernweit gültige EHS-Standards, standortspezifische Standards und Verfahren vor, gehen auf Änderungen internationaler Anforderungen ein und weisen auf den fachgerechten Umgang mit Vorfällen hin. Alle neuen EHS-Manager absolvieren im Rahmen unseres Trainings „EHStart-up!“ außerdem Einstiegsschulungen zur Prozess- und Anlagensicherheit.

Um die Sicherheit zu verbessern, setzen wir zudem auf einen fortlaufenden Informations- und Erfahrungsaustausch. Alle unsere Produktionsstandorte sollen aus den Ereignissen an anderen Standorten lernen und vorbeugende Maßnahmen ergreifen können. Standortleiter und EHS-Manager tauschen sich beispielsweise monatlich in den „Safety Leadership Calls“ über neue Erfahrungen aus. Ergänzend gibt es regelmäßige Gesprächsrunden zwischen den EHS-Managern der einzelnen Standorte.

EHS
Environment, Health and Safety: Die Abkürzung beschreibt Umweltmanagement, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit in Betrieben.
LTIR
Die Lost Time Injury Rate (LTIR) misst die Anzahl der Unfälle mit Ausfallzeit (1 Tag und mehr) pro eine Million Arbeitsstunden.
SQ
SQ steht für unsere Konzernfunktion „Corporate Sustainability, Quality and Trade Compiliance”.

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