Merck Nachhaltigkeitsbericht 2021

Offener Innovations­austausch

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Wir sehen uns in der Pflicht, weltweit den Zugang zu Gesundheitsversorgung zu verbessern. Dabei setzen wir auf technischen Fortschritt. Wir machen uns dafür stark, einen verlässlichen und transparenten rechtlichen Rahmen für geistiges Eigentum zu schaffen – denn nur damit sind nachhaltige Investitionen in Forschung und Entwicklung möglich.

Unser Ansatz für den Austausch und Schutz geistigen Eigentums

Der verantwortungsvolle Umgang mit geistigem Eigentum stellt kein Hindernis für den Zugang zu Gesundheit dar. Im Gegenteil: Er garantiert Sicherheit und hohe Qualität für Patienten weltweit. Für fast kein Medikament gegen die drängendsten Krankheiten in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen besteht Patentschutz. Studien zufolge sind 90 % bis 95 % der Arzneimittel auf der WHO Model List of Essential Medicines (WHO-Liste der unentbehrlichen Medikamente) nicht durch Patente geschützt.

Wir unterstützen einen nachhaltigen Umgang mit geistigem Eigentum, der Innovationen vorantreibt und Zugang zu Gesundheit ermöglicht. Wir haben uns dazu verpflichtet, in den meisten Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen auf die Durchsetzung von Patenten zu verzichten. In Märkten, in denen wir Produkte zum Patent anmelden, handeln wir transparent: Wir setzen uns dafür ein, Daten im größtmöglichen Umfang zu teilen und den öffentlichen Zugang zu Informationen aus klinischen Studien zu verbessern. Über den Patentstatus unserer Produkte berichten wir in der öffentlich zugänglichen Datenbank Pat-INFORMED. Wir befürworten darüber hinaus freiwillige Lizenzvereinbarungen aller Art. Zu diesen zählen nicht-exklusive freiwillige Lizenzen, rechtlich verbindliche Anspruchsverzichtsvereinbarungen oder Klauseln, die darauf abzielen, den Zugang zu Gesundheitsversorgung auszuweiten.

Zudem begrüßen wir das Konzept von Patentpools. Solche Patentpools sollten so strukturiert sein, dass sie den Zugang zu Medikamenten verbessern, wettbewerbswidriges Verhalten verhindern und geografische Einschränkungen überwinden. Wir erwägen den Beitritt zu Patentpools, wenn sie für unser Portfolio bedeutsam sind und alle Wirksamkeits-, Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen erfüllen.

Mit unseren Initiativen und Partnerschaften ermöglichen wir den Zugang zu Patentinformationen. Über unsere Forschungsprojekte über offene Innovation für weltweite Gesundheit gewähren wir Zugriff auf kleine Teile unserer Wirkstoffdatenbanken. Dadurch wollen wir gemeinschaftliche Forschungsprogramme beschleunigen. Diese sollen neuartige F&E-Plattformen entwickeln, die der Suche nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten dienen.

Rollen und Verantwortlichkeiten

Unsere Open-Innovation-Initiativen sind ein gemeinschaftliches, funktionsübergreifendes Vorhaben. Sie dienen dem Austausch geistigen Eigentums. Unser Ziel ist es, schneller Arzneimittel gegen Krankheiten zu finden, bei denen ein großer ungedeckter medizinischer Bedarf besteht. Wir versprechen uns davon, innovative Gesundheitslösungen für die ärmsten Bevölkerungsgruppen entwickeln zu können. Dabei konzentrieren wir uns zunächst auf die vernachlässigte Tropenkrankheit Bilharziose und auf Malaria.

Wozu wir uns verpflichten: transparente und berechenbare Rahmenbedingungen unterstützen

Wir unterstützen TRIPS, ein internationales Übereinkommen der Welthandelsorganisation (WTO), das sich mit handelsbezogenen Aspekten der Rechte an geistigem Eigentum befasst. Außerdem befürworten wir Nachträge zu TRIPS, etwa die Special Declaration on the TRIPS Agreement and Public Health. Das TRIPS-Abkommen verlängert für die Länder, die über ein sehr geringes Einkommen verfügen, die Frist zur Anwendung der TRIPS-Bestimmungen auf pharmazeutische Patente bis zum Jahr 2033.

Initiative verbessert Zugang zu Patentinformationen

Unser Unternehmen ist Gründungsmitglied der „Patent Information Initiative for Medicines“ (Pat-INFORMED), einem weltweiten Zugangsportal für Arznei­mittelpatent­informationen. Pat-INFORMED bietet Patentinformationen zu niedermolekularen Arzneimitteln für Atemwegserkrankungen, Diabetes, Hepatitis C, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, HIV und Krebs. Zudem enthält die Plattform alle Produkte der WHO Model List of Essential Medicines, die zu anderen Therapie­bereichen gehören.

Kooperation zur offenen Innovation – WIPO Re:Search

Wir sind Mitglied des Konsortiums WIPO Re:Search. Diese Initiative widmet sich der Entwicklung neuer Lösun­gen für Menschen, die an vernachlässigten Tropenkrankheiten, Malaria oder Tuberkulose leiden. Sie ermöglicht außerdem die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen an Institutionen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Forschungsmöglichkeiten schaffen

In unserer Open Global Health Library sind 250 Verbindungen aus unserer firmeneigenen chemischen Bibliothek freigegeben; sie können für die Erforschung von Infektionskrankheiten genutzt werden. Im Jahr 2021 wurde die Bibliothek 20-mal für Recherchen zu 17 Indikationen genutzt.

Förderung der Bilharziose-Forschung

Wir setzen uns dafür ein, Innovationen zu beschleunigen. Dazu wollen wir einerseits die Forschung für besonders vernachlässigte Bevölkerungsgruppen voranbringen und andererseits finanzielle Hindernisse abbauen. Beispiels­weise statteten wir mit unserem 2021 entstandenen Förderprogramm Schistosomiasis Research Grant insgesamt 15 Forschungsprojekte mit jeweils 30.000 € aus. Über 70 % der Teilnehmer stammen aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.

Initiative „Drugs for Neglected Diseases“

Wir beteiligen uns gemeinsam mit anderen pharmazeutischen Unternehmen am Projekt Drug Discovery Booster zur Entdeckung neuartiger Medikamente gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten. Das Projekt steht unter der Leitung der Initiative „Drugs for Neglected Diseases (DNDi)“. Im Oktober 2021 unterzeichneten wir mit der DNDi und dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut eine Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“). Sie deckt einerseits Wirkstoffsuche sowie Arzneimittelentwicklung gegen Bilharziose ab und andererseits Aktivitäten, die den Zugang zu Gesundheitsversorgung stärken sollen.

Weitere Informationen zu unseren Kooperationen aus dem Themenbereich „Offene Innovation für weltweite Gesundheit“ finden Sie auf unserer Website.

Bilharziose
Die chronische Erkrankung Bilharziose (auch Schistosomiasis genannt) ist eine der häufigsten und folgenschwersten parasitären Krankheiten in tropischen Ländern. Die Krankheit wird von Plattwürmern übertragen. In Regionen, in denen große Teile der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Wasser oder sanitären Anlagen haben, ist sie weit verbreitet. Die Menschen werden von dem Parasiten befallen, wenn sie bei alltäglichen landwirtschaftlichen, häuslichen, beruflichen und Freizeitaktivitäten mit verunreinigtem Wasser in Berührung kommen. Die winzigen Larven durchdringen die menschliche Haut, dringen in die Blutgefäße ein und greifen die inneren Organe an. Bei Kindern ist die Infektionsrate besonders hoch. Wird Bilharziose nicht behandelt, kann sie potenziell tödliche, chronische Entzündungen lebenswichtiger Organe verursachen. Außerdem kann sie zu Blutarmut, Kleinwuchs und eingeschränkter Lernfähigkeit führen. All das hat verheerende Folgen für das Leben der Kinder.
Patentpool
Unter einem Patentpool versteht man ein Konsortium von konkurrierenden Firmen, das den beteiligten Partnern eine gegenseitige Nutzung von sich ergänzenden Patenten erlaubt.
TRIPS
Das Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums oder TRIPS-Abkommen (englisch Agreement on Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights) ist eine internationale Vereinbarung zwischen allen Mitgliedsstaaten der Welthandelsorganisation. Es soll sicherstellen, dass die Maßnahmen und Verfahren zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums nicht zu Schranken für den rechtmäßigen Handel werden.

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