Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hat noch immer keinen ausreichenden Zugang zu Gesundheitsversorgung. Daher ist es unser Bestreben, Innovationen zu entwickeln und Gesundheitslösungen bezahl- und verfügbar zu machen. Außerdem wollen wir das Bewusstsein für Krankheiten schärfen und Menschen dabei unterstützen, mit ihnen umzugehen. Gemeinsam mit Partnerorganisationen arbeiten wir daran, diese komplexen Herausforderungen zu bewältigen.
Unser Ansatz: Gesundheit für alle verbessern
Wir möchten eine gesündere Zukunft für alle schaffen – das ist unser übergeordnetes Ziel. Um dieses zu erreichen, setzen wir auf unsere wissenschaftlichen und technischen Innovationen. Damit wollen wir vor allem die Gesundheit von unterversorgten Bevölkerungsgruppen in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen verbessern.
Im Mittelpunkt unserer „Global Health Strategy“ stehen Krankheiten, die unterversorgte Bevölkerungsgruppen unverhältnismäßig stark betreffen. Hierzu zählen vernachlässigte Tropenkrankheiten (NTDs), die in Industrieländern weitgehend unbekannt sind und deshalb nur wenig Aufmerksamkeit beziehungsweise Forschungsmittel erhalten. Mit unserer Strategie wollen wir außerdem den Zugang zu medizinischer Versorgung für Patienten in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen verbessern – und zwar auch bei nicht übertragbaren Krankheiten. Die Ziele unserer „Global Health Strategy“ lauten:
- Bekämpfung von Bilharziose als Problem der öffentlichen Gesundheit
- Vorbeugung und Kontrolle von Malaria bis hin zur Ausrottung
- Prävention und Kontrolle stark belastender, nicht übertragbarer Krankheiten (NCDs) wie Diabetes und Bluthochdruck in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen
Unsere Strategie soll die Gesundheit der Menschen verbessern und Zugangsbarrieren überwinden – auf unternehmerisch gewinnbringende und nachhaltige Weise. So wollen wir „Shared Value“ schaffen – für Patienten, für die Gesellschaft und für unser Unternehmen. Für uns bedeutet das: Wir entwickeln Geschäftsmodelle, mit denen wir den Wert und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens steigern, indem wir gleichzeitig Lücken in der Gesundheitsversorgung schließen und die Gesundheitssysteme vor Ort stärken.
Dabei setzen wir auf folgende drei Prinzipien:
- Innovative Lösungen entwickeln: Durch einen integrierten wissenschafts- und technologiebasierten Ansatz entwickeln wir sowohl für Bilharziose als auch für Malaria neue Arzneimittel, Diagnoseverfahren sowie Methoden zur Erregerkontrolle.
- Mit branchenübergreifenden Partnern zusammenarbeiten: Damit wir unsere eigenen Ziele erreichen und die UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen können, beteiligen wir uns an weltweiten Multi-Stakeholder-Plattformen im Gesundheitsbereich. Wir setzen sowohl bei der Umsetzung von Behandlungsprogrammen vor Ort als auch bei Forschungs- und Entwicklungsprogrammen auf Partnerschaften und Kooperationen.
- Mithilfe unseres Shared-Value-Ansatzes nachhaltige Geschäftsmodelle und -chancen schaffen: Wir wollen sicherstellen, dass unsere Investitionen unterversorgte Bevölkerungsgruppen erreichen. Um Gesundheit nachhaltig zu verbessern, bauen wir auf unser Produktportfolio aus allen drei Unternehmensbereichen.
Außerdem wollen wir durch den Aufbau von Fähigkeiten und Fachwissen entlang der gesamten Wertschöpfungskette dabei unterstützen, die Gesundheitssysteme zu stärken – auch um sie widerstandsfähiger gegenüber Krisen machen.
Bilharziose als Problem der öffentlichen Gesundheit ausrotten
Die tropische Wurmerkrankung Bilharziose ist eine der häufigsten parasitären Erkrankungen in Subsahara-Afrika. Sie stellt eine starke Belastung für die öffentlichen Gesundheitssysteme und die Wirtschaft vor Ort dar. An der Krankheit leiden weltweit fast 240 Millionen Menschen, mehr als 90 % davon im Afrika südlich der Sahara. Jedes Jahr fallen ihr schätzungsweise 200.000 Menschen zum Opfer.
Unser langfristiges Ziel ist es, die Bilharziose als Problem der öffentlichen Gesundheit gemäß der NTD Roadmap 2021–2030 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auszurotten. Wir setzen uns unverändert für die Ziele der London-Erklärung sowie der ihr nachfolgenden Kigali-Erklärung über vernachlässigte Tropenkrankheiten ein. Hierbei verpflichten sich die beteiligten Unternehmen, Regierungen und privaten Stiftungen, die zwanzig meistverbreiteten NTDs einschließlich Bilharziose einzudämmen und letztlich auszurotten.
Diesem Zweck dient unsere integrierte Bilharziose-Strategie. Um diese Strategie zum Erfolg zu führen, arbeiten wir weltweit eng mit verschiedenen Partnern zusammen. Der Ansatz konzentriert sich auf fünf Bereiche:
- Behandlung: In Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) spenden wir jedes Jahr bis zu 250 Millionen Praziquantel-Tabletten zur Behandlung in endemischen Ländern. Fast 50 Jahre nach seiner Entwicklung ist Praziquantel weiterhin weltweit das Standardmedikament, um Bilharziose wirksam zu behandeln.
- Forschung und Entwicklung (F&E): Wir treiben F&E voran, um den weltweiten Kampf gegen Bilharziose zu unterstützen. Dazu fördern wir vorwiegend gemeinschaftliche F&E-Programme für innovative Behandlungen und Aktivitäten, die der Suche nach neuen Wirkstoffen dienen. Daneben unterstützen wir die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten für Kinder unter sechs Jahren sowie neuer und sensiblerer Diagnostik. Um unsere Forschungskompetenzen und -kapazitäten zu stärken, arbeiten wir außerdem mit Instituten in betroffenen Ländern zusammen.
- WASH (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene): Bilharziose wird über verunreinigte Wasserquellen verbreitet, weshalb wir auch WASH-Projekte unterstützen. Dabei soll die Krankheitsübertragung mithilfe von Sanitärinfrastruktur und neuen Technologien, die Zugang zu sauberem Wasser schaffen, gestoppt werden.
- Gesundheitliche Bildung: Durch Vorbeugung können wir am meisten erreichen – davon sind wir überzeugt. Deshalb investieren wir in Projekte, die aufklären und Verhaltensänderungen anstoßen. So schaffen wir Bewusstsein für die Ursachen und Risiken von Bilharziose und informieren über vorbeugende Maßnahmen.
- Interessenvertretung und Partnerschaften: Im Kampf gegen Bilharziose wollen wir noch schneller vorankommen. Deshalb kooperieren wir in unseren Programmen und Projekten mit starken Partnerorganisationen. Zudem arbeiten wir in der „Global Schistosomiasis Alliance“ (GSA) mit wichtigen Stakeholdern zusammen.
Malaria vorbeugen und bekämpfen – mit dem Ziel der Ausrottung
Schätzungen der WHO zufolge ist fast die Hälfte der Weltbevölkerung von Malaria bedroht. Jedes Jahr werden weltweit mehr als 200 Millionen Malariafälle und über 400.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Malaria erfasst. Fast 70 % davon sind Kinder unter fünf Jahren, und über 90 % der Krankheits- und Todesfälle ereignen sich in afrikanischen Staaten. Weltweit stirbt alle zwei Minuten ein Kind an dieser Krankheit.
Um das Problem der zunehmenden Arzneimittelresistenz zu lösen und Malaria vollständig zu bekämpfen, müssen neue Produkte entwickelt werden. Durch unser Programm „As One against Malaria“ helfen wir dabei, den betroffenen Ländern integrierte und nachhaltige Gesundheitslösungen für den Kampf gegen Malaria zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören Behandlungs- und Diagnoseverfahren sowie Präventionsmaßnahmen.
Unser „Access to Medicine“-Ansatz
Wir beteiligen uns an weltweiten Gesundheitspartnerschaften und Shared-Value-Projekten, die den Zugang zu unseren Gesundheitslösungen in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen verbessern. Mit hochwertigen Gesundheitslösungen geht unser „Access to Medicine“-Ansatz auf lokale Bedürfnisse ein und schafft langfristigen Mehrwert für Patienten, unser Unternehmen und unsere Stakeholder.
Laufend suchen wir nach Gelegenheiten für nachhaltige Geschäftsmodelle, mit denen sich Lücken in staatlichen Gesundheitssystemen schließen lassen. Wir sind uns im Klaren: Allein können wir die komplexen Hindernisse für den Zugang zur Gesundheitsversorgung in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen nicht beseitigen. Deshalb schließen wir uns partnerschaftlichen Initiativen an, die unsere Strategie ergänzen. Diesen Ansatz verfolgen wir bei Tropenkrankheiten wie Bilharziose und Malaria und außerdem bei nicht übertragbaren Erkrankungen (NCD), die in diesen Ländern weit verbreitet sind, etwa Diabetes und Bluthochdruck.
Rollen und Verantwortlichkeiten
Unsere Einheit Global Health setzt unsere Global-Health-Strategie um. Besonderes Augenmerk liegt auf innovativen Lösungen für Infektionskrankheiten und Zugang zu Gesundheit von unterversorgten Bevölkerungsgruppen. Außerdem verantwortet sie konzernweite Gesundheitsinitiativen, -programme und -förderprojekte. Unsere Experten arbeiten eng mit den Unternehmensbereichen Life Science, Healthcare und Electronics zusammen. So können sie deren Stärken und Kompetenzen effektiv nutzen.
Unser „Schistosomiasis Elimination Program“ gibt den Rahmen vor, innerhalb dessen wir zur Ausrottung der Bilharziose beitragen. Die Verantwortlichen arbeiten eng mit externen Partnern wie der WHO zusammen.
Unser „Global Health Institute“ nutzt Wissenschaft, Technologie und digitale Ansätze, um integrierte Lösungen zu entwickeln. So können wir helfen, Gesundheitssysteme zu stärken. Dabei begleiten wir verschiedene Projekte zu transformativen Therapien, Diagnoseverfahren, Technologien und Präventionsmaßnahmen gegen Tropenkrankheiten – hauptsächlich Bilharziose und Malaria.
Die Einheit „Access to Health“ führt gemeinsam mit unseren Länderteams Shared-Value-Projekte durch. So ermöglicht sie den Zugang zum Gesundheitsportfolio unseres Unternehmens in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen.
Wozu wir uns verpflichten: Grundlagen für den Zugang zu Gesundheitsversorgung schaffen
Unsere Selbstverpflichtung zur Ausweitung des Zugangs zu Gesundheitsversorgung ist in unserer Access-to-Health-Charta zusammengefasst. Diese enthält Leitlinien zu folgenden Themen:
- Unser Access-to-Health-Ansatz
- Arzneimittelspenden und philanthropische Aktivitäten
- Arzneimittelfälschungen
- F&E zu Infektionskrankheiten
- Differenzierte Preisgestaltung in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen
- Rechte am geistigen Eigentum
- Nachhaltige Lieferketten
Alle zwei Jahre veröffentlicht die „Access to Medicine Foundation“ den „Access to Medicine Index“ – ein Ranking der 20 führenden forschenden Pharmaunternehmen der Welt. Für das Ranking bewertet die Stiftung die Aktivitäten und Maßnahmen der Unternehmen, die Experten zufolge für den Zugang zu medizinischer Versorgung in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen am wichtigsten sind: von Forschung und Entwicklung über den Austausch geistigen Eigentums und den Aufbau von Kapazitäten bis hin zu Spenden. Wir nutzen dieses Ranking als Informationsquelle und Orientierungshilfe, um unsere Access-to-Health-Strategie beziehungsweise den sich daraus ergebenden Ansatz zu verfeinern.
Zuletzt wurde der Index im Januar 2021 veröffentlicht. Wir erreichten den achten Platz und gehörten damit erneut zu den zehn am besten eingestuften Unternehmen. Dies bestätigt unser Engagement, um einen besseren, nachhaltigen Zugang zu qualitativ hochwertigen Lösungen für alle zu schaffen. Der aktuelle Index würdigt insbesondere unsere Leistungen in Forschung und Entwicklung – in diesem Teilaspekt des Rankings erreichten wir den fünften Platz. Anerkannt wurde auch unsere führende Rolle bei der Offenlegung von geistigem Eigentum.
Kampf gegen die weltweite Covid-19-Pandemie
Unsere Einheit Global Health koordiniert zahlreiche Maßnahmen, um das SARS-CoV-2-Virus und seine Auswirkungen auf die am meisten gefährdeten Länder der Welt zu bekämpfen. Dazu zählen kurzfristige Maßnahmen wie Spenden von Masken und Schutzausrüstung an Äthiopien und Simbabwe. Zugleich setzen wir aber auch längerfristige Initiativen um (etwa in Ghana). Mit diesen unterstützen wir Gesundheitssysteme dabei, widerstandsfähiger zu werden, damit sie jetzige und zukünftige Krisen besser bewältigen können.
Hier erfahren Sie mehr über unseren Beitrag.
Ausrottung der Bilharziose: fünf Säulen
Wir wollen zur Ausrottung der Bilharziose beitragen und verfolgen dafür einen integrierten Ansatz. Er beruht auf fünf Säulen: Behandlung, Forschung und Entwicklung, WASH, gesundheitliche Bildung sowie Interessenvertretung und Partnerschaften.
Behandlung
Seit vielen Jahren arbeiten wir mit der WHO zusammen und haben uns innerhalb dieser Partnerschaft dazu verpflichtet, jedes Jahr bis zu 250 Millionen Praziquantel-Tabletten zu spenden. Die Spende ist ein wichtiger Bestandteil unseres integrierten und koordinierten Ansatzes zur Behandlung und Ausrottung der Bilharziose. Seit 2007 haben wir der WHO über 1,5 Milliarden Tabletten zur Verfügung gestellt. Die Organisation verteilte sie bisher in 47 betroffenen afrikanischen Ländern zur Behandlung von Schulkindern. 2021 spendeten wir rund 182 Millionen Tabletten für 32 Länder – davon 30 in Subsahara-Afrika. Außerdem halten wir ausreichende Produktionskapazitäten vor, um bis zu 250 Millionen Tabletten jährlich bereitstellen zu können.
Unsere Bemühungen zeigen vielversprechende Ergebnisse. Das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) veröffentlichte im Dezember 2021 Daten, aus denen hervorgeht, dass die geschätzte Verbreitung der Bilharziose bei Schulkindern in Subsahara-Afrika von 2000 bis 2019 um fast 60 % zurückgegangen ist.
Forschung und Entwicklung
In Zusammenarbeit mit dem „Pediatric Praziquantel Consortium“ entwickelten wir eine potenzielle neue Bilharziose-Behandlungsoption für Kinder im Vorschulter: Arpraziquantel. Die entscheidende klinische Phase-III-Studie wurde in Côte d’Ivoire und Kenia erfolgreich abgeschlossen; mittlerweile beantragten wir die Zulassung. Im Jahr 2021 schlossen wir mit Universal, einem Auftragshersteller in Kenia, einen Produktionsvertrag über die Massenfertigung der neuen Behandlung für Kleinkinder nach deren Zulassung. Das Konsortium startete außerdem eine Initiative, um die Lieferung des neuen Medikaments an betroffene junge Patienten vorzubereiten.
Daneben kamen wir im Jahr 2021 bei der Erforschung einer neuen Generation von Arzneimitteln voran, die Bilharziose vorbeugen und behandeln. Wir identifizierten einen neuen Kandidaten, der sich mittlerweile in der Frühphase der Arzneimittelentwicklung befindet. Zusammen mit Forschern des Medical College of Wisconsin (USA) beschrieben wir außerdem erstmals die mutmaßliche Wirkungsweise von Praziquantel. Mit unseren Partnern von der „Drugs for Neglected Diseases initiative“ (DNDi) und dem Swiss TPH unterzeichneten wir außerdem eine Absichtserklärung. Gemeinsam wollen wir Wirkstoffsuche, Arzneimittelentwicklung und Aktivitäten für den Zugang zur Gesundheitsversorgung weiter voranbringen.
Damit Bilharziosefälle in weniger betroffenen Gebieten entdeckt, effektiv behandelt und überwacht werden können, sind Diagnoseverfahren mit höherer Sensibilität erforderlich. Nur so lässt sich diese Krankheit ausrotten. Hierfür setzten wir unsere Zusammenarbeit mit der „Foundation for Innovative New Diagnostics“ (FIND) und einem Partnerkonsortium fort. Ziel ist es, einen sensiblen, schnellen Diagnosetest zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Bilharzioseverbreitung besser dokumentiert und Fälle zuverlässiger erkannt werden können. Darüber hinaus bildete sich im Jahr 2021 aus unserer strategischen Kooperation mit Janssen Pharmaceuticals eine neue Vereinigung mit verschiedenen Partnern. Sie soll die Entwicklung eines auf künstlicher Intelligenz basierenden Tools vorantreiben. Mit diesem kann Bilharziose und eine weitere vernachlässigte Tropenkrankheit, die bodenübertragene Helminthiasis, diagnostiziert und überwacht werden.
Mit unseren F&E-Programmen investieren wir in Wissenschafts-, Bildungs- und Schulungsprojekte sowie in Maßnahmen, um Fähigkeiten in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen auszubauen.
Weitere Informationen sind dem Kapitel „Gesundheitswesen und -bewusstsein stärken“ zu entnehmen.
WASH
Um den Zugang zu sauberem Wasser zu verbessern, starteten wir 2021 in Ghana ein Kooperationsprogramm. Es umfasst eine Studie, die das Wasser, die Sanitäreinrichtungen und die Hygiene in 200 Gesundheitseinrichtungen sowie die Wasserqualität in ausgewählten Gebieten untersucht. Außerdem soll das Programm die Infrastruktur des Gesundheitswesens verbessern: Gesundheitszentren werden mit sauberem Wasser versorgt und das Gesundheitspersonal wird darin geschult, Bilharziosefälle adäquat zu behandeln.
Gesundheitliche Aufklärung
2020 verlängerten wir unsere Partnerschaft mit der NALA-Stiftung um weitere drei Jahre. Dieses Kooperationsprojekt konzentriert sich auf den Südwesten Äthiopiens und beinhaltet unter anderem WASH-Aktivitäten. Durch mehr Aufklärung wollen wir erreichen, dass Menschen ihr Verhalten langfristig ändern. Zur Ausrottung von Bilharziose und anderen vernachlässigten Tropenkrankheiten setzen wir direkt vor Ort in den Gemeinden an.
Trotz einiger Schwierigkeiten – darunter die Covid-19-Pandemie, Sicherheitsprobleme und politische Instabilität – konnte NALA ihre regulären Tätigkeiten im Jahr 2021 fortsetzen, nachdem die Schulen wieder geöffnet hatten. Die Verantwortlichen führten unter anderem Maßnahmen in Schulen, in den Gemeinden sowie im Rahmen von weiteren WASH-Projekten durch. Eine Wirksamkeitsbewertung in zwei Zielgebieten ergab: Die Bilharziose-Verbreitung ging seit Beginn dieses Programms im Jahr 2017 deutlich zurück. Im Bezirk Mizan Aman sank sie von 28 % auf 11 %, in der südlichen Bench-Zone von 11 % auf 8 %.
Weitere Informationen sind dem Kapitel „Gesundheitswesen und -bewusstsein stärken“ zu entnehmen.
Interessenvertretung und Partnerschaften
Zusammen mit internationalen und lokalen Partnern arbeiten wir daran, Bilharziose unter Kontrolle zu bringen und auszurotten. Die „Global Schistosomiasis Alliance“ (GSA) beispielsweise ist ein sektorübergreifendes Bündnis, das sich dem Kampf gegen die komplexe Erkrankung Bilharziose verschrieben hat. Anfang 2021 veröffentlichte die WHO eine neue NTD-Roadmap: Sie legt globale Ziele und Meilensteine für die Prävention, Kontrolle, Bekämpfung und Ausrottung von 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten und Krankheitsgruppen im Zeitraum von 2021 bis 2030 fest. Auch die GSA beteiligte sich an den Beratungen der WHO zur neuen Roadmap.
Malaria: Behandlung und Prävention
Entwicklung neuer therapeutischer Lösungen
Im Rahmen unseres Programms „As One against Malaria“ entwickeln wir ein neues innovatives Arzneimittel (M5717) zur Vorbeugung und Behandlung von Malaria. Im Jahr 2021 schlossen wir eine klinische Phase-Ib-Studie ab und veröffentlichten Daten zur Frage, ob das Präparat die Krankheit verhindern kann. Nun läuft das Projekt in Phase II („Proof of Concept“) weiter. Zusätzlich zu unseren klinischen Programmen kooperieren wir mit Partnern in der Arzneimittelforschung. Dabei suchen wir nach vielversprechenden Wirkstoffkandidaten, die in die präklinische Phase übergehen können.
Übertragung von Malaria verhindern und kontrollieren
Zu unserer Strategie im Kampf gegen die Malaria gehören Methoden, die die Übertragung der Krankheit verhindern sollen – beispielsweise Insektenschutzmittel. Derzeit testen wir unseren Wirkstoff IR3535® für den Einsatz gegen Malaria. Er ist bereits in Insektenschutzmitteln enthalten und dient dem Schutz vor Insektenstichen und Zeckenbissen, bei denen Krankheiten wie Lyme-Borreliose, Zika, Dengue-Fieber und Chikungunya-Fieber übertragen werden können.
Durch Labortests in Ghana prüfen wir die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer neuen Formulierung von IR3535®, die einen länger anhaltenden Schutz bieten soll. Positive Ergebnisse würden bedeuten, dass IR3535® vorbeugend zum persönlichen Schutz und in größerem Umfang auch zur Bekämpfung von Krankheitserregern eingesetzt werden kann. Somit würde er populationsbasierte nationale Programme für den Kampf gegen Malaria unterstützen.
Gemeinsam mit Institutionen auf dem afrikanischen Kontinent gründeten wir PAVON (Pan-African Vivax and Ovale Network): Das Netzwerk von Exzellenzzentren widmet sich der epidemiologischen Überwachung von und der wissenschaftlichen Forschung zu Malaria.
Nachhaltiger Zugang zu Arzneimitteln in Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen
Wir wollen stark belastenden, nicht übertragbaren Krankheiten (NCDs) vorbeugen und sie bekämpfen. Dafür investieren wir in Projekte für einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung. Sie helfen, Lücken in den Gesundheitssystemen von Ländern mit geringem oder mittlerem Einkommen zu schließen. Wir verfolgen einen partnerschaftlichen Ansatz, damit wir in diesem komplexen und anspruchsvollen Umfeld eine möglichst große Wirkung erzielen.
Ein Programm unterstützt unsere Länderteams in den betroffenen Regionen dabei, innovative Geschäftsmodelle für einen verbesserten Zugang zu Arzneimitteln zu entwickeln und sie schnell anzuwenden. In diesem Kontext gründeten wir 2021 gemeinsam mit der „Indian Employees’ State Insurance Corporation“ und „Indian Railways“ die öffentlich-private Partnerschaft „India Fights Back for Head & Neck Cancer“. Sie hilft, dass Patienten schneller Termine zur Früherkennung sowie die richtige Versorgung und Behandlung bei Krebserkrankungen erhalten.
Auch unsere Kooperationen in afrikanischen Staaten, in denen wir robuste und nachhaltige Lieferketten aufbauen, sind für eine sichere, effektive und kontinuierliche Gesundheitsversorgung entscheidend. In unserem Programm „Access Mentorship“ vermitteln freiwillige Experten aus unserer Organisation „Global Supply Network Organization“ ihr Wissen an afrikanische Vertriebspartner. Dies beweist unser Engagement für verbesserte Lieferkettenabläufe und einen leichteren Zugang zu Gesundheitsversorgung.
Damit wir nachverfolgen können, wie sich unsere Programme auf Patienten, Gesundheitsdienstleister und -systeme auswirken, nutzen wir ein Rahmenwerk für Bewertungen. Es ermöglicht uns, die über einen längeren Zeitraum erzielten Fortschritte zu überwachen; außerdem können wir dadurch Empfehlungen aus ESG-Ratings, etwa dem „Access to Medicine Index“, in unsere Strategie einfließen lassen.
Stakeholder-Dialoge
Partnerschaften und Dialoge sind entscheidende Instrumente, um die weltweiten Herausforderungen im Gesundheitsbereich zu bewältigen und den Zugang zu Gesundheitsversorgung zu verbessern. Zu unseren Partnern zählen multinationale Organisationen, staatliche Behörden und Nichtregierungsorganisationen – außerdem akademische Einrichtungen, Fachverbände des Gesundheitswesens, Unternehmen und unabhängige Gesundheitsexperten auf der ganzen Welt.
Auch 2021 tauschten wir uns mit unseren Partnern und den wichtigsten Stakeholdern aus, etwa mit der WHO. Bei den Gesprächen ging es darum, Debatten über die globale Gesundheit voranzutreiben und gemeinsame Herausforderungen wie vernachlässigte Tropenkrankheiten anzugehen. Zu unseren weiteren Kooperationspartnern zählen die WIPO (Weltorganisation für geistiges Eigentum), die DNDi sowie Hochschulen in afrikanischen Ländern. Wir beteiligen uns an Partnerkonsortien, etwa dem „Pediatric Praziquantel Consortium“, und an Allianzen wie der „Swiss Malaria Group“; daneben engagieren wir uns gemeinsam mit Interessengruppen wie „Uniting to Combat NTDs“ und der GSA. Außerdem tauschen wir uns eng mit Stiftungen aus, die wissenschaftliche Forschung und den Zugang zur Gesundheitsversorgung fördern. Hierzu zählen die „Bill & Melinda Gates Foundation“ und die „Access to Medicine Foundation“.
Darüber hinaus vertiefen wir unsere Zusammenarbeit mit der Wissenschaft – durch Publikationen, durch Patente und indem wir eine aktive Rolle bei internationalen Veranstaltungen übernehmen. Im Jahr 2021 beteiligten wir uns an Sitzungen der „Coalition for Operational Research on Neglected Tropical Diseases“ (COR-NTD). Unser Ziel ist es, gegen die Verbreitung falscher Informationen über NTDs vorzugehen. Zudem nahmen wir am zwölften „European Congress on Tropical Medicine and International Health“ (ECTMIH) teil. Dort diskutierten wir die aktuelle Forschung und Entwicklung zu NTDs. Darüber hinaus präsentierten wir beim zehnten Forum der „European and Developing Countries Clinical Trials Partnership“ (EDCTP) unsere gemeinschaftlichen F&E-Projekte zur Bilharziose.