Risiken und Chancen sind ein integraler Bestandteil unseres unternehmerischen Handelns. Merck hat Verantwortlichkeiten, Prozesse und Instrumente eingeführt, um Risiken frühzeitig zu erkennen und ihnen mit entsprechenden Maßnahmen entgegenwirken zu können. Das Risiko- und Chancenmanagement ist eine tragende Säule unserer internen Geschäftsplanung.
Risiko- und Chancenmanagement
Merck operiert in einer komplexen, globalen Geschäftswelt und ist einem großen Spektrum von externen und internen Einflüssen ausgesetzt. Jede unternehmerische Entscheidung wird daher vor dem Hintergrund der damit verbundenen Risiken und Chancen getroffen.
Risiken werden in unserer internen Risikoberichterstattung definiert als mögliche künftige Ereignisse oder künftige Entwicklungen, die zu einer negativen Abweichung von unseren prognostizierten (finanziellen und nicht finanziellen) Zielen führen könnten. Chancen sind spiegelbildlich dazu als mögliche positive Abweichung von unseren geplanten Zielen zu verstehen. Identifizierte künftige Ereignisse und erwartete Entwicklungen werden in der internen Planung berücksichtigt, sofern davon ausgegangen werden kann, dass sich diese im Planungszeitraum wahrscheinlich verwirklichen werden. Die im Risiko- und Chancenbericht dargestellten Risiken und Chancen sind jene möglichen künftigen Ereignisse und Entwicklungen, die zu einer negativen beziehungsweise positiven Abweichung von der bestehenden Planung führen könnten.
Risikomanagementprozess
Unsere Risikomanagementaktivitäten haben zum Ziel, Risiken frühzeitig zu erkennen, sie zu bewerten, zu steuern und mit zielgerichteten Maßnahmen zu senken. Im Rahmen unserer Risikomanagementrichtlinie werden Verantwortlichkeiten sowie Ziele und Prozesse des Risikomanagements beschrieben. Leiter der Geschäfte, Geschäftsführer von Merck-Gesellschaften und Leiter der Konzernfunktionen sind dabei als Risikoverantwortliche definiert. Die Risikoverantwortlichen bewerten regelmäßig ihre Risikolage neu und melden ihr Risikoportfolio an das zentrale Risikomanagement. Im Rahmen dieser Aktivitäten bedienen wir uns spezieller Risikomanagement-Tools.
In diesem Zusammenhang werden risikobegrenzende Maßnahmen (Mitigierungsmaßnahmen) bewertet. Die Wirksamkeit und der Zeitraum zur Umsetzung dieser Maßnahmen werden überwacht. Das verbleibende Risiko wird im internen Risikobericht als Nettorisiko dargestellt.
Die Konzernfunktion Group Controlling & Risk Management bildet den organisatorischen Rahmen für das Risikomanagement und berichtet direkt an den Group Chief Financial Officer. Die interne Revision überprüft im Rahmen von Audits regelmäßig die Funktionsfähigkeit der bereichsinternen Risikomanagementprozesse und gleichzeitig die Informationsweitergabe relevanter Risiken aus den operativen Geschäftsbereichen an das Konzernrisikomanagement. Zusätzlich überprüft unser externer Abschlussprüfer das Risikofrüherkennungssystem im Rahmen der jährlichen Konzernabschlussprüfung. Das Konzernrisikomanagement ermittelt auf Basis der gemeldeten Informationen das aktuelle Risikoportfolio des Konzerns und stellt dieses der Geschäftsleitung, dem Aufsichtsrat und den relevanten Ausschüssen in einem Bericht zweimal im Jahr mit detaillierten Erläuterungen zur Verfügung. Dies beinhaltet auch eine quantitative Aggregation der Risiken auf Konzernebene mittels Monte-Carlo-Simulation. Darüber hinaus werden signifikante Veränderungen der Einschätzung bereits bekannter Risiken sowie neue signifikante Risiken jederzeit gemeldet und an die Geschäftsleitung ad hoc berichtet.
Für die interne Bottom-up-Risikoberichterstattung ist mit Bezug auf die potenziellen negativen Auswirkungen auf unser EBITDA pre eine Wertuntergrenze von 10 Mio. € im Standardprozess sowie eine Wertuntergrenze von 25 Mio. € für den Ad-hoc-Prozess festgesetzt. Der für die interne Risikoberichterstattung angewandte Zeitrahmen beträgt fünf Jahre. Er kann in Sonderfällen auch darüber hinausgehen, zum Beispiel bei regulatorischen Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Die beschriebenen Risiken und ihre Bewertung beruhen auf den jeweiligen Jahreswerten im Berichtszeitraum. Die Einschätzung der dargestellten Risiken bezieht sich auf den 31. Dezember 2021. Relevante Änderungen nach dem Bilanzstichtag, die eine veränderte Darstellung der Risikolage des Konzerns erforderlich gemacht hätten, lagen nicht vor.
Chancenmanagementprozess
Der Chancenmanagementprozess ist in unsere internen Controllingprozesse integriert und wird auf Grundlage der Unternehmensstrategie in den operativen Geschäftseinheiten durchgeführt. Im Rahmen der Strategie- und Planungsprozesse analysieren und bewerten die Geschäfte potenzielle Marktchancen. In diesem Zusammenhang werden Investitionsmöglichkeiten vor allem hinsichtlich ihres potenziellen Wertbeitrags geprüft und priorisiert, um eine effektive Allokation von Ressourcen sicherzustellen. Wir investieren gezielt in Wachstumsmärkte, um vor Ort die Chancen der dynamischen Entwicklung und der Nähe zu den Kunden zu nutzen.
Sofern das Eintreten der identifizierten Chancen als wahrscheinlich eingeschätzt wird, werden diese in die Geschäftspläne und die kurzfristigen Prognosen aufgenommen. Darüber hinausgehende Trends oder Ereignisse, die zu einer positiven Entwicklung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage führen könnten, werden im folgenden Bericht als Chancen dargestellt. Sie könnten sich positiv auf unsere mittelfristigen Perspektiven auswirken.
Risiko- und Chancenbewertung
Risiken
Die Bedeutung von Risiken wird auf Basis der möglichen negativen Auswirkung auf die prognostizierten finanziellen Ziele in Verbindung mit der Eintrittswahrscheinlichkeit des jeweiligen Risikos ermittelt.
Die zugrunde liegenden Skalen zur Messung dieser Faktoren sind nachfolgend aufgeführt:
Eintrittswahrscheinlichkeit |
|
Erläuterung |
---|---|---|
< 1 % |
|
Sehr unwahrscheinlich |
1 – 5 % |
|
Unwahrscheinlich |
5 – 20 % |
|
Möglich |
20 – 50 % |
|
Wahrscheinlich |
> 50 % |
|
Sehr wahrscheinlich |
Grad der Auswirkung |
|
Erläuterung |
---|---|---|
> 500 Mio. € |
|
Kritische negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage |
100 – 500 Mio. € |
|
Erhebliche negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage |
25 – 100 Mio. € |
|
Moderate negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage |
10 – 25 Mio. € |
|
Geringe negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage |
< 10 Mio. € |
|
Unwesentliche negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage |
Chancen
Die Bewertung von Chancen erfolgt in dem jeweiligen spezifischen Geschäftsumfeld. Generelle Maßnahmen der Geschäftsfunktionen werden im Rahmen der operativen Planung in der Regel in Bezug auf Umsatzerlöse, das EBITDA pre und den operativen Cash Flow quantifiziert. Für die Bewertung und die Priorisierung von Investitionsmöglichkeiten werden primär der Kapitalwert, der interne Zinsfuß, die Rendite des eingesetzten Kapitals (ROCE) sowie die Amortisationszeit der Investition herangezogen. Anhand dieser Kennzahlen beurteilen wir die Chancen, die sich aus den Investitionsprojekten ergeben. Ebenso werden häufig Szenarien eingesetzt, um den Einfluss möglicher Schwankungen und Veränderungen in den jeweiligen Einflussgrößen auf die Ergebnisse zu simulieren. Eine übergreifende, systematische Klassifizierung hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeit und der Auswirkung der Chancen wird nicht vorgenommen.
Internes Kontrollsystem für den (Konzern-)rechnungslegungsprozess
Ziel des internen Kontrollsystems für den Rechnungslegungsprozess ist es, durch die Implementierung von Kontrollen hinreichende Sicherheit zu gewährleisten, dass ein regelkonformer Abschluss erstellt wird. Dieses System umfasst Maßnahmen, die eine vollständige, richtige und zeitnahe Übermittlung und Darstellung von Informationen sicherstellen sollen, die für die Aufstellung des Konzernabschlusses und des zusammengefassten Lageberichts relevant sind.
Wesentliche Instrumentarien
Unser internes Kontrollsystem für die Finanzberichterstattung beruht auf dem COSO-Rahmenwerk, einem weltweit anerkannten Standard, der in fünf Bestandteile unterteilt wird: Kontrollumfeld, Risikobeurteilung, Kontrollaktivitäten, Information und Kommunikation sowie Überwachung. Jeder dieser Bestandteile wird regelmäßig dokumentiert, getestet und/oder bewertet.
Das interne Kontrollsystem ist darauf ausgerichtet, die Ordnungsmäßigkeit des Konzernrechnungslegungsprozesses durch funktionierende interne Kontrollen mit hinreichender Sicherheit zu gewährleisten. Die Konzernfunktion Group Accounting steuert die Aufstellung des Konzernabschlusses der Merck KGaA als Muttergesellschaft des Merck-Konzerns zentral. Diese Konzernfunktion gibt die Anforderungen an die Berichterstattungsinhalte vor, die für alle Gesellschaften verpflichtend sind. Zugleich steuert und überwacht sie die zeitlichen und prozessbezogenen Vorgaben im Konzernabschluss. Group Accounting verwaltet jegliche Veränderungen der Beteiligungsstruktur und passt den Konsolidierungskreis des Konzerns entsprechend an. Eine sachgerechte Eliminierung von konzerninternen Geschäftsvorfällen im Rahmen des Konsolidierungsprozesses ist sichergestellt. Basis für die Erstellung der an die Konzernfunktion Group Accounting berichteten Abschlüsse der Muttergesellschaft sowie der Tochtergesellschaften bildet die konzernweite Bilanzierungsrichtlinie, die zeitnah dem sich ändernden finanzregulatorischen Umfeld angepasst und gemäß den internen Berichterstattungsanforderungen aktualisiert wird. Bei Sonderthemen, wie beispielsweise der Bilanzierung von immateriellen Vermögenswerten im Rahmen von Unternehmenserwerben oder Pensionsverpflichtungen, werden – wenn erforderlich – externe Sachverständige hinzugezogen.
Die Einzelgesellschaften verfügen über ein lokales, internes Kontrollsystem innerhalb eines globalen Rahmenwerks. Sofern die Finanzprozesse über Shared-Service-Center abgedeckt sind, kommt zudem deren internes Kontrollsystem zur Anwendung. Beide stellen die richtlinienkonforme Bilanzierung gemäß den IFRS (International Financial Reporting Standards) und der Bilanzierungsrichtlinie des Konzerns sicher.
Group Accounting steht den lokalen Ansprechpartnern unterstützend zur Verfügung und gewährleistet eine durchgängig hohe Qualität der Finanzberichterstattung.
Für die Erstellung der Konzernberichterstattung nutzen unsere Tochtergesellschaften überwiegend Standardsoftware von SAP. Die Eliminierung konzerninterner Transaktionen erfolgt ebenfalls mittels einer Konsolidierungssoftware von SAP. Sowohl bei der Berichterstattung der Einzelgesellschaften als auch bei der Konzernabschlusserstellung wird eine aufgabengerechte Funktionstrennung durch ein detailliertes Berechtigungskonzept sichergestellt. Der Rechnungslegungsprozess ist grundsätzlich so ausgerichtet, dass eine Einhaltung des Vieraugenprinzips von den beteiligten Bereichen gewährleistet wird.
Die operative Effektivität unseres internen Kontrollsystems wird regelmäßig im Rahmen von Selbstbewertungen durch unsere Konzerngesellschaften, Konzernfunktionen und Shared-Service-Einheiten überprüft. Die Qualität wird systematisch durch ein eigenes globales Finanzkontroll- und Governance-Team überprüft. Kontrollmängel werden ordnungsgemäß dokumentiert und sofern erforderlichen werden geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Kontrollmängel zeitnah zu beheben.
Die Bestätigung der übergreifenden Effektivität des internen Kontrollsystems in Bezug auf die Rechnungslegung und Ordnungsmäßigkeit der Finanzberichterstattung der Einzelgesellschaften erfolgt durch den lokalen Geschäftsführer und Finanzleiter durch Unterzeichnung der Berichterstattung der Einzelgesellschaft sowie eine separate Bestätigung der Effektivität des finanziellen Kontrollsystems (Freigabeschreiben für das interne Kontrollsystem). Bei der Bilanzierung von Bilanzposten existiert eine enge Kooperation zwischen Group Accounting und dem konzernweiten Risikomanagement, um eventuelle Risiken bilanziell korrekt abzubilden.
Alle beschriebenen Strukturen und Prozesse in Zusammenhang mit den Rechnungslegungsverfahren des Konzerns unterliegen der regelmäßigen Prüfung der internen Revision, basierend auf einem jährlichen Prüfungsplan, der durch die Geschäftsleitung festgelegt wird.
Die Ergebnisse der Selbstbewertungen, Qualitätsprüfungen und internen Audits werden von Geschäftsleitung, Aufsichtsrat und Prüfungsausschuss behandelt. Das interne Kontrollsystem ermöglicht es, das Risiko von materiellen Falschaussagen in der Rechnungslegung auf ein Minimum zu reduzieren, jedoch kann kein internes Kontrollsystem, unabhängig von der Ausgestaltung, ein verbleibendes Restrisiko verhindern.